Hardware aus Deutschland – ohne Zukunft?

13.11.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern geht Transtec, die im Juni den Supercomputer-Spezialisten Dr. Koch Computertechnik AG gekauft hat, nicht in die Breite, sondern hat sich von großen Teilen wie etwa der Firma Tec2b oder dem Distributionsgeschäft in der Schweiz getrennt und zudem die PC-Produktion von 30.000 Stück pro Jahr auf 15.000 Geräte heruntergefahren. CEO Weißhaar möchte daher die Unternehmensleistung nicht nur am Umsatz, sondern am Ergebnis bewertet sehen. Immerhin stieg die Rohertragsmarge in diesem Sommer auf über 20 Prozent. Allerdings klagt auch Weißhaar über die Konjunkturschwäche, die zu einem deutlichen Einnahmenrückgang beigetragen hat.

Unter dem Druck des Marktes haben viele der großen Hardwarehersteller als Alternativstrategie das Segment Consumer Electronics entdeckt. Auch FSC will sich breiter aufstellen und künftig in die gute Stube einziehen. Laut Geschäftsführer Kemp werden Flüssigkristall-Fernseher in Kürze das Portfolio abrunden, digitale Kameras sollen folgen. Mit der fast marktreifen Multifunktionskonsole "Activy" (Festplattenrekorder, Internet via TV, DVD-Brenner, Video on Demand) soll der Boden bereitet werden.

Allerdings könnte FSC dabei laut Gartner-Analystin Escherich den Spagat überdehnen: "Wenn sie alles für jedermann anbieten wollen, laufen sie Gefahr, sich zu verzetteln." Das Problem haben auch die Hardwerker erkannt. Kemp zufolge wird sich der Konzern in den nächsten Monaten "intensiv der Marke FSC widmen". Wie schwierig sich der Schritt in die Wohnzimmer gestaltet, belegt nicht nur der 1995 von Vobis vorgestellte Multimedia-Prototyp "Moniputer" - nach einer Funkausstellung war schon wieder Schluss. Auch der US-amerikanische Computerbauer Gateway kämpft derzeit schwer mit dem Umbau zu einem Elektronikanbieter.

Kein Pessimismus? "Ich bin fest davon überzeugt, dass man das Geschäft aus Deutschland heraus profitabel betreiben kann", sagt FSC-Manager Kemp, "denn der Markt gibt genug her." Die vergangenen Quartale bestätigen das, denn der Konzern schrieb erstmals in einem Sommerhalbjahr schwarze Zahlen. Transtec-CEO Weißhaar erwartet die ersten "Wachstumsszenarien" für das kommende Jahr, und auch Maxdata-Chef Lampatz setzt auf den sich lösenden Investitionsstau in den Unternehmen. Wenn die Geschäfte wieder besser laufen, "sind wir mit dabei".

Einen kleinen Hoffnungsschimmer verbreiten die aktuellen Marktprognosen. Von Intels "Centrino"- und Hyperthreading-Technologien erwartet Gartner-Analystin Escherich einen Anstieg der Nachfrage auch im heimischen Business-Segment: "Der deutsche Markt hängt der Entwicklung in Großbritannien etwa sechs Monate hinterher." Und auf der Insel hätten die Geschäfte zuletzt deutlich Fahrt aufgenommen. Wann und vor allem wie der Preisverfall gestoppt werden kann, steht allerdings noch in den Sternen. Ob Hardware jemals wieder sexy sein wird, auch.