Hardware aus Deutschland – ohne Zukunft?

13.11.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Doch Masse bedeutet nicht immer automatisch auch finanzielle Klasse. Die 4MBO International Electronic AG, Anbieter des "Volks-PC" sowie diverser Elekronikartikel, musste Ende Oktober eine Umsatz- und Gewinnwarnung für das Gesamtjahr abgeben. Ursache seien reduzierte beziehungsweise ausgebliebene PC- und Notebook-Aufträge der Handelsketten zur Vorweihnachtszeit, hieß es in der Ad-hoc-Meldung. Schon in den ersten neun Monaten hatte sich der Umsatz im Computersegment gegenüber dem Vorjahr um über 20 Prozent auf 71,9 Millionen Euro reduziert. Immerhin half den Plochingern ihr breites Portfolio dabei, die Verluste im Rechnergeschäft durch Zuwächse im Kamerabereich wenigstens teilweise zu kompensieren.

"Storno, Streichen, Schieben"

Bei Maxdata kämpft Firmengründer Lampatz aktuell gegen die "drei großen S" der IT-Einkäufer - "Storno, Streichen, Schieben". Das Unternehmen kommt mit seinen "Belinea"-Monitoren hierzulande auf einen Marktanteil von etwa 15 Prozent, bei PCs, Notebooks und Servern kreist die Firma um den fünften Platz herum. Während sich die Unternehmenskunden immer noch ihre Taschen zuhalten, hat Lampatz die internen Prozesse von Maxdata auf Wettbewerbsfähigkeit getrimmt: Eine international einheitliche Softwareplattform wurde installiert, die Company musste "schneller werden", der Urlaub der Mitarbeiter wurde reduziert und zudem die Wochenarbeitszeit hochgesetzt.

Den Optimismus lässt er sich nicht nehmen: "Wir haben keinen Großkunden verloren", sagt Lampatz, auch wenn seine "Stammkundschaft" speziell im PC-Bereich weniger als im Vorjahr ordert. "Sorgen würde ich mir machen, wenn sie gar nicht bei mir kaufen." Während die Zahl der abgesetzten Desktops im dritten Quartal um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr schrumpfte, stiegen Notebooks um 50 Prozent und Server um über 30 Prozent - nicht der Absatz, sondern der Preisverfall ist auch hier das Hauptproblem.

Einen anderen Ansatz verfolgt die Transtec AG, die sich schrittweise aus dem Volumengeschäft verabschiedet und statt dessen kundenspezifische Hardwarewünsche erfüllt. "Build-to-order" oder "Stückzahl 1" nennt CEO Dieter Weißhaar seine Strategie für Server, Supercomputer oder Speicherlösungen, mit denen die Company "auch als Mittelständler in Deutschland gut überleben" will. Das Unternehmen fertigt einen Großteil der Systeme in Tübingen aus zugekauften Komponenten, "weil man Cluster für einen deutschen Anwender nicht in Malaysia bauen kann". Hier lautet das Motto nicht "kritische Masse", sondern "Wertschöpfung".

Tiefe statt Breite