Nimmt man nur diese drei Einflussfaktoren zusammen, dann könnten sie dazu führen, dass sich die von PwC und WifOR behauptete Lücke in ihr Gegenteil verkehrt; eine Lücke, die andere in dieser Größe ohnehin nicht sehen, zum Beispiel das Bundesarbeitsministerium.
Autoren entkräften das eigene Argument
Prognosen sind schwierig, sagte Carl Valentin einmal scherzhaft, besonders, wenn es sich um die Zukunft dreht. In Bezug auf den Arbeitsmarkt gilt das in besonderem Maße: Noch im Jahre 2005 gingen fast alle Experten davon aus, dass die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland (weiter) zurückgehen werde. Bekanntlich trat das genaue Gegenteil ein…
Dass Vorhersagen dieser Art prinzipiell mit Vorbehalt zu sehen sind, räumt WifOR auf Nachfrage zwar ein, in der Studie findet sich eine solche methodische Einordnung aber leider nicht.
Das Gegenteil ließe sich auch belegen
Sollte der Arbeitskräftemangel in den kommenden Jahren deutlich kleiner ausfallen als behauptet, die berechneten Effekte der Digitalisierung aber eintreffen, dann bedeutet das für die Arbeitnehmer nichts Gutes.
Vor allem im Handel und in der Industrie, nach den öffentlichen bzw. privaten Dienstleistungen die beiden größten Sektoren in Deutschland, gehen PwC und WifOR von massiven Rückgängen der Arbeitskräftenachfrage infolge der Digitalisierung aus.
Das heißt, dass die Autoren in gewisser Weise ihr eigenes Argument entkräften. Sie behaupten, Digitalisierung sei kein Jobkiller, und präsentieren Zahlen, die ebenso gut als Beleg für das Gegenteil dienen können.
Auch an den Positiveffekten gibt es Zweifel
Jedenfalls braucht es zwingend die gewagte Prognose von den 4,2 Millionen fehlenden Arbeitskräften, um die "Alles-halb-so-Schlimm"-These halten zu können. Hinzu kommt: Auch an den positiven Beschäftigungseffekten von Digitalisierung auf Hochqualifizierte sind Zweifel angebracht.
PwC und WifOR schreiben dazu: "Viele Tätigkeiten im Bereich der gehobenen Fachkräfte und akademischen Berufe können eine weitere Aufwertung erfahren."
Wenn es gut läuft, möchte man hinzufügen. Wenn nicht, werden auch viele dieser Jobs durch Digitalisierung verschwinden. Laut einer aktuellen Umfrage der Evans Data Corp., einem Markforschungsunternehmen für die IT-Branche, unter 550 Software-Entwicklern in den USA, fürchten fast dreißig Prozent von ihnen, künstliche Intelligenz könnte sie demnächst überflüssig machen.
- Diese Branchen wurden befragt
Zehn vertikale Märkte wurden untersucht. - Strategische Bedeutung
Dass die Digitalisierung zu einem wichtigen Thema wird, wissen die meisten Unternehmen inzwischen. - Investitionen werden eingeplant
Erstaunlich viele Betriebe legen kein Geld für die digitale Transformation zur Seite. - Strategische Steuerung
Entweder die Geschäftsführungen werden tätig oder es gibt Initiativen in den Fachbereichen. - Nachholbedarf beim Change Management
Das Change Management beschränkt sich meist auf einzelne Organisationsbereiche. - Papierdokumente noch im Einsatz
Fast 30 Prozent der Befragten wickeln ihre Geschäfts- und Produktionsprozesse zu mehr als 50 Prozent auf Papier ab. - Medienbrüche bleiben ein Thema
immerhin sagt fast ein Drittel, die Zeit der Medienbrüche sei vorbei. - Mobile Business im Kommen
Mobile Arbeitsprozesse sind in zwei von drei Unternehmen ein Thema. - Das Social Web bleibt Randthema
Im Kommunikationsmix der Unternehmen spielt das Social Web eine Rolle. Sonst weniger. - Digitale Geschäftsmodelle werden wichtiger
Knapp 23 Prozent geben Vollgas in Sachen digitale Geschäftsmodelle. - ITK-Branche mit Vorsprung
Die ITK-Branche ist bei der digitalen Transformation viel weiter fortgeschritten als etwa die Logistiker.