Gartner Group sieht neue Anwendungsfelder Studie: Datenbankanbietern stehen goldene Zeiten bevor

19.05.1995

MUENCHEN (CW) - Der Datenbankmarkt hat neuen Auftrieb erhalten. Ausloeser ist nach den Erkenntnissen des Marktforschungsunternehmens Gartner Group vor allem die Technik der Parallelverarbeitung.

Die Gartner Group sieht folgende Entwicklung: Die Leistungssteigerung durch Parallelrechner und die dafuer konzipierten Datenbanksysteme erschliesst der Industrie sowie den Kunden neue Anwendungsfelder wie Data-Warehousing und Multimedia. Diese wiederum haben eine neue Datenflut zur Folge - vor allem weil nun zunehmend nichtstrukturierte Informationen wie Textdokumente, Bilder sowie Video- und Tonsequenzen zu verarbeiten sind.

Der sich anbahnende Boom verteilt sich jedoch nicht gleichmaessig auf alle angebotenen Datenbanken. So wird der Umsatz von proprietaeren Systemen nach Ansicht der Analysten auf dem derzeitigen Niveau von etwas ueber 900 Millionen Dollar stagnieren. Geschaeft werde hier meist nur noch mit Wartungsdiensten gemacht.

Der von relationalen Datenbanken beherrschte Unix-Markt dagegen darf mit einem Wachstum von jaehrlich 20 Prozent rechnen. Schon jetzt wird hier ein Umsatz von etwa einer Milliarde Dollar erzielt. Ausserdem rechnen die befragten Unternehmen damit, dass bis in zwei Jahren die Haelfte aller Datenbanken mit relationaler Technik arbeiten. Derzeit sind es nur 25 Prozent.

Angesichts des stetigen PC-Booms erwartet die Gartner Group das kraeftigste Wachstum bei den Workgroup-Datenbanken. Hier soll der derzeitige Umsatz von 300 Millionen Dollar jaehrlich um etwa 40 Prozent hochschnellen.

Am erfolgreichsten im High-end-Bereich werden laut Gartner Group jene Anbieter sein, die ihren Kunden plausibel machen koennen, dass ihr System fuer den kuenftigen Bedarf sowohl im Kapazitaets- als auch im Leistungsbereich ausbaubar ist. Als Kernfaktor dafuer nennen die Analysten die Effektivitaet der Unterstuetzung von symmetrischem Multiprocessing (SMP). Die vier grossen Datenbankanbieter IBM, Informix, Oracle und Sybase haben inzwischen SMP-faehige Datenbankprodukte im Angebot.

Von zunehmender Bedeutung im Wettbewerb ist laut Gartner Group auch die Vermarktung ueber Value Added Resellers

(VARs). Etwa 25 bis 30 Prozent der Datenbanken kommen ueber diesen Kanal zu den Anwendern. Oracle agiert hier, so die Untersuchung, besonders erfolgreich, waehrend Sybase an Boden verloren habe. Generell gelte, dass die Bedeutung der indirekten Vertriebswege zunehme.

Das Low-end-, sprich: Workgroup-Segment, wird von Microsoft dominiert. Dafuer macht die Gartner Group vor allem die aggressive Preispolitik fuer das Server-Betriebssystem Windows NT verantwortlich. In dessen Kielwasser gewinnt der urspruenglich von Sybase stammende SQL Server zunehmend an Bedeutung. Nach Ansicht der Analysten wird Microsoft diese Stellung noch ausbauen koennen.