Freie Datenbanken in der Nische

13.10.2004
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Noch deutlicher manifestiert sich dieser Mangel bei MySQL, das praktisch ausschließlich vom festen Programmiererteam der schwedischen Company geschrieben wird und daher auch nicht dem Entwicklungsmodell von Open Source folgt. Mit beschränkten Mitteln und ohne Rückgriff auf eine große Community kann man Oracle, IBM oder Microsoft nur schwer Paroli bieten. So sind die Update-Zyklen von MySQL zumindest nicht kürzer als jene von Oracle, und das bei einem Entwicklungsstand, der Standard-Features wie Trigger, Views oder Stored Procedures immer noch vermissen lässt. Angesichts der begrenzten Kapazitäten verfolgt MySQL eine Akquistionsstrategie, wie etwa mit dem Zukauf der InnoDB-Engine oder der von Alzato erworbenen Cluster-Lösung. Zusammen mit der parallelen Entwicklung von MaxDB erwächst damit für das Unternehmen eine erhebliche Integrationsaufgabe.

Kostenvorteil fraglich

Obwohl Oracle und IBM für ihre Einsteigerversionen Lizenzgebühren verlangen, sind sie unter dem Strich nicht unbedingt teurer als die quelloffenen Konkurrenten. MySQL unterliegt zwar der General Public License (GPL), aber nur dann, wenn die Datenbank Teil einer offenen Anwendung ist. Andernfalls kommt die kommerzielle Lizenz mit ihren zugegebenermaßen moderaten Gebühren zum Zug. Im Gespräch mit der computerwoche bezifferte Kaj Arnö, Vice President MySQL, deren Anteil auf über 50 Prozent des Gesamtvolumens. Kostspieliger als die Anschaffung fällt indes der Support aus. Die beste Variante der Basisunterstützung schlägt mit 12000 Euro pro Jahr zu Buche. Oracle hält dem entgegen, dass es für ein technisch überlegenes Produkt wie die 10g Edition One jährlich nur 22 Prozent des Anschaffungspreises in Rechnung stelle.

Ähnlich präsentiert sich die Supportsituation bei anderen freien oder kostenlosen Datenbanken. Sybase fordert für den Support von "ASE Express" mindestens 2200 Dollar. Auch bei Firebird erreichen die Kosten für den Support durch das Team von IBPhoenix schnell mehrere tausend Euro, bei PostgreSQL obliegt die Preisgestaltung den dafür existierenden Dienstleistern.

Eine weitere Hürde von freien Datenbanken beim Unternehmenseinsatz besteht darin, dass Firmen nur selten die reine Technik zum Speichern von Informationen kaufen. Vielmehr steht die Wahl einer Datenbank meist bei der Anschaffung einer bestimmten Applikation an. Das trifft besonders auch für das untere Segment zu, wenn kleinere Firmen etwa Branchenlösungen oder kaufmännische Software benötigen. Diese sind praktisch immer für die Datenbanken der großen Anbieter zertifiziert, aber nur selten für ihre quelloffenen Konkurrenten.

Verflechtungen sichern Position