Ethernet erobert den Weitverkehrsbereich

16.04.2003
Von Martin Seiler

Als Nachteil von Ethernet wird gerne angeführt, dass es keine so gute Ausfallsicherheit garantiert wie ATM oder SDH. Dieses Problem lösen die meisten Carrier jedoch, indem sie ihre Ethernet-Services für den Anwender transparent auf Basis ihrer SDH-Netze implementieren. Für die Anbieter hat dieses Vorgehen den Vorteil, dass sie mehrere Dienste parallel anbieten können: Neben Ethernet nutzen ATM- oder Sprachservices zugleich die optische Infrastruktur.

Ethernet-Installationen bei Carriern, die direkt auf Glasfasernetzen aufsetzen, sind zwar technisch möglich, in Deutschland sucht man sie bislang jedoch vergebens. Eine Untersuchung der Analysten von Network Strategy Partners kommt zu dem Schluss, dass diese letztendlich günstiger sind und besser skalieren. Diese Einschätzung teilt der französische Carrier Cegetel, der die Bereitstellungs- und Betriebskosten 20 bis 50 Prozent unter denen für SDH beziehungsweise ATM schätzt. Das Unternehmen, das im Oktober 2003 einen reinen Metro-Ethernet-Dienst in der Region um Paris gestartet hat, geht sogar davon aus, dass Gigabit Ethernet SDH auf lange Sicht verdrängen wird.

Ob deutsche Carrier das Wagnis eingehen werden, angesichts ihrer bereits in SDH getätigten Investitionen eine reine Ethernet-Struktur aufzubauen, ist fraglich. Doch selbst wenn SDH sich als Basis weiterhin behauptet, spielt dies für Anwenderunternehmen letztlich keine Rolle. Der Provider stellt ihnen in jedem Fall eine Ethernet-Schnittstelle zur Verfügung, so dass sie sämtliche Vorteile von Ethernet auch im WAN ausschöpfen können.