Ethernet erobert den Weitverkehrsbereich

16.04.2003
Von Martin Seiler

Hinzu kommt, dass Unternehmen auch kein Spezialwissen wie bei ATM benötigen. Das ist nach Einschätzung von Markus Nefzger, Account Manager beim Systemintegrator Controlware, von Bedeutung, weil sich „die technischen Spezialisten bei den Anwendern mit Ethernet gut auskennen, das Know-how für Verfahren wie ATM in den meisten Fällen jedoch fehlt“. Für ihn stellt Ethernet „eine der günstigsten Techniken überhaupt“ dar, die speziell gegenüber ATM oder Frame Relay „klar im Vorteil“ ist.

Bandbreite flexibel anpassen

Michael Baucke, Marketing Programs Manager beim Hersteller Lucent, preist Ethernet zudem wegen seiner Flexibilität im Vergleich zu anderen Verfahren. Gegenüber ATM oder SDH könnten Unternehmen bei der Inanspruchnahme von Ethernet-Services die Bandbreite besser an ihre tatsächlichen Bedürfnisse anpassen. Die meisten Anbieter stellen ihren Kunden Übertragungsraten zur Verfügung, die denen in ihren jeweiligen lokalen Netzen entsprechen. Üblich sind Abstufungen von 10 über 100 Mbit/s bis zu 1000 Mbit/s, die den Spezifikationen für Ethernet, Fast Ethernet und Gigabit Ethernet entsprechen.

Es sind jedoch auch Zwischenschritte erhältlich. Zum Vergleich: Typische Standleitungen bieten Übertragungsraten ab 64 Kbit/s bis hin zu 2 Mbit/s beziehungsweise einem Vielfachen davon. „Das lässt sich skalieren, je nachdem, wie viel Daten zwischen den Standorten übertragen werden“, erläutert Colt-Vertreter Dittmann. Bei Frame-Relay-Verbindungen bekommt der Anwender in der Regel Kapazitäten zwischen 56 Kbit/s und 45 Mbit/s. ATM stellt zumeist Bandbreiten zwischen 1,5 und 622 Mbit/s zur Verfügung.

Ethernet oder SDH?

Sollten Unternehmen einmal eine höhere Durchsatzrate benötigen, kann das Baucke zufolge in der Regel ohne neue beziehungsweise zusätzliche Investitionen in Hardware bewerkstelligt werden. Wie Hans-Jürgen Roß, Produkt-Manager bei Completel, behauptet, schaltet der Provider höhere Bandbreiten „innerhalb von 24 Stunden“ rein über Software frei, ohne dass ein Servicetechniker beim Kunden vor Ort sein muss.