ERP für Motorenbauer

28.02.2003
Von Marianne Gillessen

Den Anfang machte die Finanzbuchhaltung. Hier vermissten eine Reihe von Anwendern allerdings ihre gewohnten Auswertungslisten. Das schwedische Softwarehaus hatte in dieser Frage zu sehr auf seine internationale Strategie gesetzt und anstelle der deutschen Listen frei konfigurierbare Masken angeboten. Mit dem Releasewechsel auf IFS Applications 2001 erwartet FEV, dass nahezu sämtliche Anforderungen erfüllt werden.

Im Anschluss an die Finanzbuchhaltung gingen Einkauf und Kostenrechnung live. Gleichzeitig gab es bereits einen Lesezugriff auf das Projektmanagementsystem. Somit konnten die Projektingenieure parallel zu dessen Einführung ihre Projekte in der neuen Lösung verfolgen, um sich so frühzeitig wie möglich an diese zu gewöhnen.

Foto:FEV
Foto:FEV

Im Verlauf der gesamten Einführung machte FEV Motorentechnik die Erfahrung, dass eine systematische Modellierung der Geschäftsprozesse von hohem Nutzen ist. Den Einkauf hatte das Hightech-Unternehmen mit dem IFS-eigenen Werkzeug, dem Business Modeler, modelliert, hatte dann aus Zeitgründen die anderen Anwendungen ohne Modelle eingeführt. Unternehmen sollten sich jedoch nicht davon leiten lassen, zum Zwecke kurzfristiger Fortschritte auf die systematische Erfassung der wichtigsten Prozesse zu verzichten. Insgesamt gesehen lohnt sich der Aufwand, da sich Abstimmungsprozesse deutlich verkürzen lassen und Redundanzen vermieden werden. FEV erkannte diese Vorteile und holte deshalb die Entwicklung der restlichen Modelle nach.

Derzeit arbeiten rund 500 Mitarbeiter mit der neuen Lösung. Darunter auch 150 Projektingenieure, die ihre Forschungsvorhaben in IFS Applications aufsetzen und steuern. Ein Drittel der Projekte sind langjährige Großprojekte. Hierzu zählen Komplettmotorentwicklungen vom ersten Konzept bis zur Unterstützung des Serienanlaufs, in letzter Zeit vornehmlich für Hersteller aus dem asiatischen Raum. Ein weiteres Drittel umfasst Projekte mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr, wozu unter anderem Motorentwicklungen von der Papierform bis zum ersten Prototyp innerhalb von neun Monaten gehören.

In einer Zusammenarbeit der Volkswagen AG, des Paul-Scherrer-Instituts und der FEV Motorentechnik wurde beispielsweise ein Elektrohybrid mit Brennstoffzellen und Superkondensatoren entwickelt und aufgebaut, der sowohl die angestrebte Energierückgewinnung ermöglicht als auch ausreichende Fahrleistungen aufweist. Das letzte Drittel umfasst Kleinprojekte mit einer Laufzeit von wenigen Monaten, in denen zum Beispiel das akustische Verhalten eines Motors optimiert wird. Insgesamt reicht die Spannweite der Budgets von 50 000 Euro bis zu dreistelligen Millionenbeträgen. Um den unterschiedlichen Anforderungen zu entsprechen, wurden im neuen System Musterprojekte angelegt, anhand derer die Ingenieure ihre Prozesse definieren können. Je nach Komplexität des jeweiligen Kundenauftrags nutzen sie die Möglichkeit des Systems, das Hauptprojekt beliebig tief in Unterprojekte zu