ERP für Motorenbauer

28.02.2003
Von Marianne Gillessen

Die FEV Motorentechnik nahm sich zwei Jahre Zeit, um den Markt für betriebswirtschaftliche Standardsoftware (ERP) ausgiebig zu prüfen. Neben dem Marktführer SAP untersuchten die Aachener Ingenieure zahlreiche weitere Anbieter. Doch keines der Angebote deckte ihre Anforderungen für Projektarbeit ab. Deshalb fasste das Unternehmen den Entschluss, gemeinsam mit einem mittelständischen deutschen ERP-Unternehmen ein Projektmanagement als Add-on zu dessen Software zu entwickeln.

Das Unternehmen: Die in Aachen ansässige FEV-Motorentechnik GmbH ist ein unabhängiges, weltweit agierendes Engineering-Unternehmen mit weltweit etwa 1000 festen Mitarbeitern, davon 300 Ingenieure. In einem Tochterunternehmen in der Nähe von Detroit arbeiten zirka 120 Mitarbeiter. Hinzu kommen rund 20 Repräsentanten in Europa und verstärkt auch im asiatischen Raum. Zu dem weltweiten Kundenkreis zählen alle europäischen Automobil- und Motorenhersteller sowie Zulieferer, die amerikanischen „Big Three“ und asiatische Hersteller. Dabei geht es um Motoren für PKW und Nutzfahrzeuge sowie für Stationär-, Marine- und Off-Road-Anwendungen. Vom Konzept bis zur Serie führt FEV Motorentechnik Hightech-Entwicklungen auf dem gesamten Gebiet der Motorentechnik durch. Außerdem fertigt und vertreibt das

Unternehmen Mess- und Prüfstandsysteme.

Die Kooperation war bereits weit fortgeschritten, als FEV Ende 1997 auf das schwedische Softwarehaus IFS Industrial & Financial Systems aufmerksam wurde. Hier fanden die Aachener erstmals die Grundzüge ihres Projektmanagements in einem Standardsystem wieder. Die Schweden hatten langjährige Erfahrungen mit projektorientierten Fertigern von Kraftwerken und Ölplattformen in ihre betriebswirtschaftliche Lösung IFS Applications einfließen lassen.

Basierend auf diesen Erfahrungen war eine Gliederung der Projekte möglich, wie FEV sie brauchte. Zum Beispiel verfügt das integrierte System über ein Rollenkonzept, das vom Projektverantwortlichen über den Teilprojektleiter bis zum Teammitglied reicht. Deren Zugriffsrechte orientieren sich an der Aufgabenverteilung im Projekt und an den aktuellen Stati der Prozesse. Für FEV ist diese Differenzierungsmöglichkeit zentral, da sich das Ingenieur-Unternehmen in eine Vielzahl von technologisch ausgerichteten Sparten und branchen- beziehungsweise kundenspezifisch aufgestellten Geschäftsbereichen gliedert.

Aus dieser Organisationsmatrix heraus werden die Projektteams so zusammengestellt, wie es der jeweilige Kundenauftrag erfordert. Deshalb muss das Projektmanagementsystem eine flexible Vergabe der entsprechenden Kompetenzen erlauben. So zum Beispiel bei der Planung der Budgets oder der Bestätigung des Projektfortschritts. Hierzu werden den Projektaktivitäten auf der untersten Planungsebene Zeiten und Kosten exakt zugeordnet. Projektverantwortliche erhalten somit jederzeit eine aktuelle Budgetkontrolle.

FEV machte sich die Komponenten-Architektur der neuen Software zunutze und entschied sich für eine Einführung in überschaubaren Einzelschritten. Somit erstreckte sich die gesamte Implementierung zwar über einen Zeitraum von zwei Jahren. Andererseits wurden aber weniger Ressourcen gleichzeitig gebunden, so dass das laufende Geschäft weniger beeinträchtigt wurde als bei einem „Big Bang“. Positiv kam hinzu, dass die einzelnen Migrationen erfolgreich verliefen, so dass die jeweils neuen Anwendungsbausteine umgehend produktiv gingen.