Messe-Rundgang: Shop-Systeme und Sicherheitslösungen

Elektronischer Handel ist zentrales Systems-Thema

08.10.1999
Internet und Euro sollen den elektronischen Handel vorantreiben. Damit Anbieter, Händler und Kunden das Geschäftsmodell des E-Business auch auf breiter Front nutzen, haben die Hersteller ihre Shopping-Systeme und Sicherheitslösungen vor allem einfacher gestaltet. Klaus Manhart* hat dieses Thema auf der Systems nahezu überall angetroffen.

Trotz der Absicht der Messeleitung, die Systems als Business-to-Business-Plattform zu etablieren, fehlen wichtige Anbieter. So ist Intershop nur auf Partnerständen vertreten, und der zentrale Advanced-Services-Bereich der Siemens Business Services ist überhaupt nicht präsent. (Hallenplan auf Seite 97)

Dennoch ist die zunehmende Bedeutung des elektronischen Handels auch auf der Systems nicht zu übersehen. Neben Shopping-Lösungen wird inzwischen vor allem das Thema Sicherheit großgeschrieben. Das "IT-Security-Forum" soll das starke Informationsbedürfnis der Anwender zum Thema Sicherheit bei der elektronischen Geschäftsabwicklung befriedigen. Unter der Trägerschaft des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und des Fachverbands Informationstechnik im VDMA und ZVEI präsentiert das Forum in der Halle B4, "Systems Digital Commerce", ein großes Spektrum an Unternehmen und Produkten.

Halle A1

Wer die Messe über die Halle A1 betritt, trifft am Stand A1.134 auf den großen E-Business-Protagonisten IBM. Die Stuttgarter zeigen als neues Produkt den "Net.Commerce Hosting Server", der Providern eine umfassende Lösung für den Aufbau und den Hosting-Betrieb von E-Commerce-Services bieten soll. Die Software für Windows NT, AIX und Solaris basiert auf einer auf mehrere Händler ausgelegte Plattform. Dank Browser-basierender und einfach zu bedienender Werkzeuge kann der Händler seinen Shop individuell in eigener Regie erstellen.

Great Plains (Halle A1, Stand 340) präsentiert die betriebswirtschaftliche Lösung "E-Enterprise", bisher unter der Bezeichnung "Dynamics C/S+" vertrieben. Das Paket deckt die Bereiche Finanz- und Rechnungswesen, Kunden- und Lieferanten-Management, Materialwirtschaft, Vertrieb, Einkauf und Fremdwährungs-Management ab. Über Tools können die Standardprodukte an kundenspezifische Geschäftsprozesse angepaßt werden. Mit "Enterprise Reporting 5.0" wird darüber hinaus eine Reporting-Lösung angeboten, mit der sich Finanzinformationen aus unterschiedlichen Quellen konsolidieren lassen.

Nicht zu übersehen ist in Halle A1 die SAP AG, die ihre Internet-Strategie "Mysap.com" in den Vordergrund rückt. Mysap.com besteht aus einem virtuellen Marktplatz für Unternehmen, die überbetriebliche Geschäftsbeziehungen knüpfen wollen. Dabei kommt mit Mysap.com-Workplace ein geschäftsorientiertes Unternehmensportal auf den Markt, das den Anwendern über eine individuelle Arbeitsumgebung auf Web-Browser-Basis den Zugriff auf alles gewähren soll, was sie zur Erledigung ihrer Aufgaben benötigen. Lösungen dafür bieten die Mysap.com-Business-Szenarios, die unter Einsatz von SAP- und Fremdsoftware kooperative, rollenbezogene Anwendungen für eine integrierte Geschäftsabwicklung liefern.

Halle A2

Navision Software (Halle A2, Stand 363/564) stellt das Release 2.01 seines "Web-Shop" vor. Die neue Version bietet unter anderem Erweiterungen im Bereich der Business-to-Business-Transaktionen. Besonderes Feature: Die länderabhängige Sprachauswahl, mit der künftig jeder Besucher das Angebot in seiner Landessprache einsehen kann. Auch die Preise und Summen werden automatisch in der jeweiligen Landeswährung angezeigt. Der Web-Shop wird direkt aus "Navision Financials" eingerichtet und gepflegt. Beim Einrichten des Shops bewegt sich der Anwender in der gewohnten Benutzerumgebung. Autorisierte User können HTML-Elemente wie Pull-down-Menüs und Auswahlfelder einfügen, benennen und deren Funktionalität festlegen. Ein direkter Datenabgleich zwischen der Navision-Datenbasis und Web-Shop sorgt für die Konsistenz der Artikeldaten und schließt eine redundante Datenerfassung aus.

Datenbankspezialist Oracle baut auf eine viergeteilte E-Commerce-Strategie für Plattformen, Applikationen, Serviceleistungen (Consulting, Support und Education) sowie Partnerlösungen. Auf der Systems ist ein eigener "Demopunkt" ausschließlich dem Internet-Business gewidmet (Halle A2, Stand 163/364). Zu sehen ist dort "I-Store", die elektronische Business-to-Customer-Anwendung für den direkten Produktverkauf an Endkunden. Sie ermöglicht die Erstellung eines Web-basierten Kaufhauses, das sich individualisieren läßt und damit eine sichere und persönliche Verkaufsplattform bildet. Eine offene Programmier-Schnittstelle für Geschäftsfunktionen wie Auftrags- und Lagerverwaltung, Steuerwesen sowie Versand rundet das Angebot ab. Ebenfalls ein Thema: mit Oracle-Technik entwickelte E-Commerce-Sites wie Bertelsmann Online (BOL), Otto, Shopping 24 oder Tchibo.

Halle B3

Networks Unlimited (Halle B3, Stand 159/258 bei IBM und Halle B6, Stand 129/328 bei der Telekom) zeigt mit der Produktfamilie "Leo" schlüsselfertige E-Business-Lösungen. Neu dabei ist "Leo Retail", ein Informations- und Bestellsystem für Großhandel und Hersteller. Leo-Retail-Anwender haben über das Internet und Intranet Zugriff auf Daten, die in IBMs AS/400- und S/390-Welt oder in R/3 liegen. Der Kunde recherchiert Produktkosten offline, holt online Informationen über minutenaktuelle Preise, Lieferzeiten sowie Auftragsstatus ein und plaziert seine Bestellungen direkt im Warenwirtschaftssystem des Lieferanten. Die Aktualisierung der Produktdaten erfolgt automatisch bei jeder Online-Sitzung.

Halle B4

Die Webcat Solutions GmbH (Halle B4, Stand 144) präsentiert das Release 3.01 ihrer Katalogsoftware "Webcat". Die plattformübergreifende, datenbankbasierte Softwarelösung trägt vor allem dem gewachsenen Bedarf an E-Commerce-Lösungen für komplexe und erklärungsbedürftige Produkte Rechnung. Mit "Webcat Sensdoc" wird zudem ein Add-on zur automatisierten Umsetzung von technischen Produktinformationen auf Papier in elektronische Teilekataloge bereitgestellt.

Ein sensibler Bereich im E-Business ist immer noch das Bezahlen im Netz. Der Münchner Internet-Solution-Provider Cable & Wireless ECRC GmbH stellt mit "E-Payment" ein Zahlungssystem für Kreditkarten vor (Halle B4, Stand 409/510). Unternehmen und Händler, die ihre Waren über einen Online-Shop verkaufen, können mit dem neuen Service noch am Tag der Bestellung Geld verdienen. Der Online-Käufer gibt beim Bezahlvorgang seine vertraulichen Kreditkartendaten in das vom Händler vorbereitete Web-Formular ein, das mit dem 128-Bit-SSL-Verfahren verschlüsselt und zum Kreditkarten-Server von Cable & Wireless ECRC geschickt wird. Im Vergleich zu der bisher bekanntesten Zahlungsmethode, dem Secure-Electronic-Transaction-(SET-)Verfahren benötigt die E-Payment-Lösung den Angaben zufolge keine zusätzliche Software und weniger Zeit für die Transaktion.

Mit "CN Outsourcing" bietet der Internet-Dienstleister Cybernet (Halle B4, Stand 217/314) seinen Kunden die Möglichkeit, ihre IP-basierenden Prozesse und Strukturen auszulagern. Dies gilt für einfaches Web-Hosting bis hin zu komplexen Web-Applikationen etwa für virtuelle Shopping Malls.

Die Weilheimer Firma Beans (Halle B4, Stand 231/332) spricht mit ihrer Shop-Software "Cappuccino" vor allem kleine und mittelständische Unternehmen an. Auch hier sollen sich eigene Online-Shops schnell einrichten und an bestehende Warenwirtschaftssysteme anbinden lassen. Auf der Systems präsentieren die Weilheimer unter anderem den "Beans Shop Designer" und den dazugehörigen HTML-Server. Werkzeuge wie Warensuche, Anmeldung, Bestellschein, Warenkorbanzeige etc. können damit in HTML-Editoren frei gestaltet werden.

Der Messeauftritt von Xlink steht unter dem Motto "Security Competence". Im IT-Security-Forum (Halle B4, Stand 437-6) zeigt das Karlsruher Internet-Systemhaus die Produktfamilie "Secutunnel" als Remote-Access-Lösung für Unternehmen, die eine Intranet-Kommunikation über das Internet einrichten wollen. Erstmals stellt Xlink dabei den Client für die Notebooks mobiler Mitarbeiter vor. Die Software kann als Treiber in Windows integriert werden. Unterstützt wird der Internet-Zugang über Modem sowie über ISDN- und LAN-Adapter. Der Secutunnel-Server arbeitet mit Verschlüsselungsgeschwindigkeiten bis zu 2 Mbit/s.

Das Stuttgarter Software-Unternehmen Heiler (Halle B4, Stand 343/444) bietet mit "High Commerce" eine One-to-one-Business-Lösung an. Sie soll "leblose Regale in erfolgreiche Verkaufssysteme" verwandeln und auf spezielle Bedürfnisse zugeschnittene Angebote und Informationen bereitstellen.

Die Personalisierung erfolgt durch die vom Anwender hinterlegten Präferenzen oder Profile, die eine Marketing-Abteilung erstellt. Eine Programmierung und Systemadministration ist laut Anbieter nicht erforderlich.

Der Dortmunder Internet-Carrier Uunet stellt auf der Systems neue Internet-Services für Geschäftskunden aller Unternehmensgrößen vor (Halle B4, Stand 520). Dazu gehören Trendthemen wie Application-Service-Providing, globale VPN-Dienste, Zugangs- (Wähl- und Festverbindungen) und Hosting-Dienste (Web-Präsenz und E-Commerce) sowie Speziallösungen für Intranet- und Firewall-Architekturen.

MLC (Halle B4, Stand 546) ist mit drei neuen Produkten vertreten. "Edistar" beinhaltet in Version 3 eine Clearing-Center-Lösung zur Datenkonvertierung. Die SAP-zertifizierte Version bildet die technische Basis für das neue Clearing Center der Deutschen Post AG respektive deren EDI-, EDOC- und EFAX-Dienste. Für Großunternehmen gibt es eine neue Web-2-EDI-Lösung zur Anbindung von Zulieferern über das Internet. Auch "Webstar" liegt in einer neuen Version vor, die unter anderem einen vielseitigen Suchgenerator und flexibel erstellbare Formulare zur Rückmeldung an die Site enthält.

Halle B5

Dataweb (Halle B5, Stand 104) stellt auf der Systems Version 1.5 des Online-Shop-Systems "Shop Designer" mit verbesserter Datensicherheit vor. Der Benutzer kann nun Paßwort und Verschlüsselungs-Code frei vergeben und somit seinen Datenbestand auf dem Web-Server noch besser schützen. Neben HTTP unterstützt Shop Designer die PGP-Schnittstelle, so daß Bestell- E-Mails auf Wunsch verschlüsselt gesendet werden können. Weitere Verbesserungen betreffen den Web-Seiten-Editor und den "Shop Manager" zur Erfassung beziehungsweise Konvertierung der Katalogdaten. Auch eine neue Version des Datenbank-Entwicklungssystems "Visual Data Publisher" (VDP) ist auf der Messe zu sehen. Der Schwerpunkt von Release 3.0 liegt in der Erstellung von interaktiven Datenbankanwendungen für Websites. VDP erzeugt per Knopfdruck eine Web-Server-Erweiterung, die mit dem integrierten Publishing-Assistenten über FTP auf alle zum MS-Web-Server kompatiblen Websites aufgespielt werden kann. Damit eignet sich VDP 3.0 besonders für Entwickler ohne eigenen Web-Server.

Halle B6

Einen Schwerpunkt im Bereich E-Commerce hat auch die Deutsche Telekom gesetzt (Halle B6, Stand 129/328). Vorgestellt werden die "Secure Pay Services", womit die Telekom den Einsatz von Kreditkarten nach dem SET-Standard unterstützt und gleichzeitig einen gesicherten Zahlungsanspruch gegenüber einem Kreditkarten-Vertragspartner garantiert. Unter der Bezeichnung "T-Mart" stellt die Telekom Produkte und Dienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen vor. Eines davon, vor allem auf kleinere Fimen zugeschnitten, ist der darin enthaltene "T-Mart-Shop", eine kostengünstige Einstiegslösung in den elektronischen Handel. Sie bietet neben der Anbindung von kompletten Warenwirtschaftssystemen, sicheren Bezahlverfahren per Kreditkarte und Shops mit über 5000 Artikeln auch die Bereitstellung einer individuellen, weltweit erreichbaren Internet-Adresse.

*Klaus Manhart ist freier Fachjournalist in München.