IT-Services in Krisenzeiten

Ein Insourcing ist selten die Lösung

18.06.2009
Von Eberhard Schott und Christian Schauß

Die einfachste und derzeit häufigste Insourcing-Methode besteht darin, die Tätigkeiten von Beratern und anderen Externen jetzt intern erbringen zu lassen. Sie ist zumindest bei Mitarbeitern und Betriebsräten beliebt und gerade im IT-Bereich moralisch unbedenklich. Denn anders als im traditionellen Leiharbeitergeschäft haben sich hier viele Freelancer bewusst gegen eine Festanstellung entschieden (siehe auch "Ich möchte selbst bestimmen").

Beim Insourcing ist Vorsicht geboten

Nichtsdestotrotz ist bei solchen Maßnahmen Vorsicht geboten. Bei der Reduktion externer Kräfte geht es in erster Linie darum, kurzfristig die Ausgaben zu kürzen. Angesichts der sinkenden Nachfrage aus den Fachbereichen und der vielen gestoppten Projekte reduzieren sich ja auch die Aufgaben der IT-Bereiche. Allerdings verringert sich die interne Arbeitslast selten in dem Maß, in dem externe Helfer verabschiedet werden. Kurzfristig ist die zusätzliche Belastung des Stammpersonals meist tragbar, und kleinere Qualitätseinbußen werden in der Krise toleriert. Das gilt aber nur, wenn die Zusatzbelastung nicht zum Dauerzustand wird.

Pro und Contra Insourcing

(+) Bessere Auslastung der Belegschaft;

(+) keine oder geringere Abhängigkeit vom Provider;

(+) flexiblere IT-Services als bei finanziell angeschlagenem Provider.

(-) hohe Belastung der eigenen Mitarbeiter;

(-) externe Kräfte sind hoch qualifiziert;

(-) Transferkosten und Risiken bei der Rückabwicklung des Outsourcing-Deals;

(-) Verzicht auf Outsourcing-Vorteile wie Synergie- und Skaleneffekte.

Wesentlich problematischer ist der Abbau externer Fachkräfte, wenn diese über Qualifikationen verfügen, die bei den internen Mitarbeitern nicht oder zu selten vorkommen. Und das ist fast immer der Fall. Zudem haben sich in vielen Unternehmen speziell langjährige externe Mitarbeiter "Kopfmonopole", also spezifisches geschäftskritisches Wissen, aufgebaut. Werden dem Stammpersonal die Aufgaben solcher "fester Freier" übertragen, die besser qualifiziert sind und über erarbeitetes Hoheitswissen verfügen, ist es überfordert.

Besser: Freelancer fest anstellen

Sinnvoller ist es in solchen Fällen, die externen Kräfte gezielt in interne umzuwandeln. Derzeit bieten sich gute Gelegenheiten, Freelancer und Berater fest anzustellen. Vor allem größere Unternehmen können auf diese Weise viel Geld sparen. Die über Jahre hinweg angestauten Probleme - Kopfmonopole externer Mitarbeiter oder der Mangel an geeigneten internen Projektleitern - sind damit relativ günstig zu lösen. Umgekehrt finden selbst erstklassige Berater Stellen beim Kunden zunehmend attraktiv und lassen sich auf im Vergleich zu früheren Zeiten erstaunliche Gehaltskompromisse ein. Allerdings hat kaum ein IT-Bereich die Kraft, diese Chance zu nutzen. Mitten in der Krise neue Stellen bewilligt zu bekommen ist nicht gerade leicht.