Ein EAI kommt selten allein

11.10.2002
Von Ralph Neumann

Eine tiefer greifende Integration bieten neue Infrastruktur-Lösungen wie Applikations-Server und Integrations-Framworks. Diese Konzepte genießen derzeit hohe Aufmerksamkeit, da sie eine flexible Basis für Prozessautomatisierung bilden. Die Integration von Legacy-Systemen in moderne EAI-Lösungen rückt daher ins Blickfeld. Zu den Integrationslösungen gehört zum Beispiel IBMs Websphere Application Server, hier werden stellvertretend die Konzepte von BEA und Microsoft dargestellt.

Papierloser Einkauf beim Büromöbel-Hersteller Bene: Die Host-Integration in Echtzeit war der Schlüssel zum Erfolg für diese B2B-Lösung. (Quelle: Attachmate)
Papierloser Einkauf beim Büromöbel-Hersteller Bene: Die Host-Integration in Echtzeit war der Schlüssel zum Erfolg für diese B2B-Lösung. (Quelle: Attachmate)

BEA hat seinen Application-Server durch das Weblogic Integration Framework (WLI) zu einer Infrastruktur-Lösung für Unternehmensanwendungen erweitert. Auf Basis des Application-Server bietet das WLI-Konzept eine einheitlich bedienbare Oberfläche für die unternehmensweite Integration von Anwendungen und Geschäftsprozessen sowie für die Einrichtung von E-Business-Applikationen.

Das Integration-Framework ermöglicht es den Prozessfachleuten, ihre organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Vorstellungen ohne Programmieraufwand in Integrationsprojekten zu realisieren. Es bietet XML-basierende bidirektionale Kommunikation mit externen Systemen.

Das zweite Modul der Architektur ist das Adapter Development Kit (ADK). Es enthält die erforderlichen Elemente, um Anwendungsadapter für die Verwendung mit dem Integrations-Framework zu generieren und zu testen. Damit können Unternehmensinformationen auf Mainframes oder AS/400-Systemen für Applikations-Server-Funktionen als wiederverwendbares, XML-basierendes Task-File verfügbar gemacht werden. Auf diese Weise stehen Backend-Informationen für neue E-Business-Applikationen in Echtzeit zur Verfügung.

In ähnlicher Weise stellt der Microsoft-Biztalk-Server als EAI-Plattform Funktionalität für die Integration von Anwendungen und Technologien zur Verfügung. Er unterstützt die kontrollierte Übergabe von Unternehmensinformationen an Geschäftspartner in B-to-B-Lösungen und hilft dabei, automatisierte Geschäftsprozesse zu definieren und zu implementieren. Die beiden Hauptfunktionsbereiche sind der Editor und der Orchestration Designer. Der Editor unterstützt die Definition und Anpassung der Dokument-Schemata für beliebige, strukturierte Dokumentarten, einschließlich XML-, EDI- oder einfacher Textdateien. Der Orchestration Designer bietet den Entwicklern die visuellen Werkzeuge, um verteilte Geschäftsprozesse einzurichten.

Biztalk unterstützt bekannte Industriestandards, insbesondere die XML-basierenden Web-Services. Auf diesem Weg lassen sich Legacy-Ressourcen integrieren und verwalten, die als Web-Services von Host-Connectoren angeboten werden.

Aufgabenstellungen, wie die des Büromöbelherstellers Bene, der eine B-to-B-Lösung für den Einkauf suchte, um Routinevorgänge zu automatisieren, lassen sich damit umsetzen. Biztalk löst dort alle Aufgaben der Ablauforganisation im Einkauf, von der Bestellung über Auftragsbestätigung, Warenannahme und Rechnung bis hin zur Finanzbuchhaltung. Der Schlüssel für den Erfolg der Gesamtlösung lag in der Anbindung des Host-basierenden Warenwirtschaftssystems an den zentralen Integrations-Server.

Für die nahtlose Integration der Legacy-Informationen in Infrastruktur-Lösungen bietet sich die Web-Services-Technologie an. Drag-and-Drop-Tools moderner Host-Connectoren ermöglichen die Generierung von Web-Services auf XML-Basis, die Host-Informationen von Mainframes, AS/400-Systemen oder anderen Plattformen integrieren.

Host-Connectoren bestehen typischerweise aus drei Komponenten: einem Toolkit für die automatisierte Erzeugung von XML-Dokumenten und einem Run-Time-Service für die Aufbereitung der Daten für eine E-Business-Anwendung. Sie dienen zur Extraktion von Host-Daten und Übergabe an eine Empfänger-Applikation. Übergeordnete Services als drittes Element dienen der Verwaltung von Konfigurations- und Session-Informationen. Die Host-Systeme liefern Daten in spezifischen Formaten für die Darstellung (3270, 5250) oder Transaktionen (CICS, IMS). Die Connectoren übernehmen die Umsetzung in die neuen Standardformate und Kommunikationsprotokolle wie HTML, WML, XML, HTTP und Soap. Bei dieser Konversion bleiben die Legacy-Systeme unangetastet, sie laufen ohne Unterbrechung weiter.