E-Learning: Der Weg in die Praxis ist dornenreich

04.12.2000

Ging es bei den Sparkassen märchenhaft zu, so drehte es sich bei “Cosiga” um eine computergestützte Simulation, mit deren Hilfe räumlich getrennte Mitglieder eines Teams gemeinsam lernen. “Im Zuge der Globalisierung sind immer mehr Firmen auf verschiedene Standorte verteilt”, beschreibt Astrid Tietgens, Geschäftsführerin der MIT Friedrichsdorf und Entwicklerin des Programms, die Ausgangsüberlegung. “Dennoch müssen Mitarbeiter an gemeinsamen Zielen arbeiten und gemeinsam lernen.” Erprobt wurde die Simulation im Rahmen eines europäischen Projekts, um angehenden Ingenieuren das Prinzip des Concurrent Engineering zu vermitteln. Universitäten aus mehreren Ländern und verschiedene Firmen haben sich zu diesem Vorhaben zusammengetan, in dem es darum ging, eine fiktive Aufgabe zu bewältigen. In diesem Fall sollten die Studenten lernen, für einen Fahrzeughersteller einen LKW zu bauen. Ziele des Versuchs: Paralleles

Arbeiten, kooperatives Handeln, Aufgabenbewältigung durch Mitarbeiter in verschiedenen Ländern, Überwindung nicht nur von Landesgrenzen, sondern auch von kulturellen Barrieren und Austausch von Informationen. “Die Situation lässt sich auf andere Unternehmen übertragen und die Simulation darauf zuschneiden”, ist Tietgens überzeugt.

Lernen über Kontinente hinweg, gerade dann, wenn Wissen verfügbar und abrufbar sein muss und das alles noch zeit- und kostensparend, ist das die alltägliche Zukunft der Weiterbildung? Professor Geißler beendete seinen Vortrag jedenfalls skeptisch. Wir sollen die fürsorgliche Belagerung durch lebenslange Lernprozesse als einen Schritt zu größerer Freiheit erleben. Aber ist sie das wirklich? “Lernen, lernen, lernen – das klingt eigentlich nicht nach Freiheit, das klingt eher nach selbst gewähltem Arrest mit Hilfe einer pädagogischen Fußfessel.”