Dokumentenmanagement - ein schwer überschaubares Feld

10.10.2005
Ulrich Kampffmeyer
Ulrich Kampffmeyer

Ullrich Kampffmeyer, Geschäftsführer der Hamburger Unternehmensberatung Project Consult sagt: „Viele Anbieter versuchen, durch Zukäufe ihr Angebot zu komplettieren. Dabei kommen diese von vier Seiten: aus dem klassischen Dokumenten-Management wie etwa Opentext, Hummingbird oder Filenet. Aus dem Web Content Management wie beispielsweise Interwoven, Stellent oder Vignette; aus dem Hardware-Storage-Bereich wie EMC, Hitachi oder Storagetek und aus dem Datenbankbereich wie etwa Oracle oder Verity.“ Druck kommt aber auch von den großen Anbietern von Standardsoftware wie IBM, Microsoft und SAP. Dabei fehle vor allem den großen Anbietern noch ein einheitliches Produkt-Management zur Schaffung übergreifender Lösungen. Die Anwender hingegen, so der eindeutiger Trend, bevorzugen Komplettlösungen.

Nach Gartner liegt in Deutschland das Wachstum im ECM-Segment deutlich über dem weltweiten Markt und könnte den Anbietern durchaus einen Zuwachs von rund 15 Prozent in den kommenden beiden Jahren bescheren. Damit würde der deutsche ECM-Markt ein Gesamtvolumen von rund einer Milliarde Euro erreichen.

Nach den vier großen Anbietern mit zweistelligen Marktanteilen nach Lizenzumsätzen in Deutschland Ixos, (17,7%) IBM (15,9), FileNet (15,3) und EMC Documentum (10,9) befinden sich rund 25 weitere Anbieter auf dem Markt. Auf den weiteren fünf Plätzen finden sich bei Gartner (2003) Open Text (9,7), Interwoven/iManage (4,3), Hummingbird (3,7), Tower Technology (2,2) und Microsoft (1,2). Die neun größten ECM-Anbieter erwirtschafteten in Deutschland einen Gesamtumsatz von knapp 46 Millionen Euro, insgesamt betrug 2003 der Umsatz mit ECM-Software in Deutschland 56,8 Millionen Euro.

Bernhard Zöller, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Zöller & Partner aus Sulzbach/Taunus beobachtet derzeit einen regelrechten „KMU-Boom“. Er meint damit, dass insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) in Dokumenten-Management-Systeme investieren, weil bisherige Kostentreiber wie teure Server und Speicher zur Commodity geworden sind. Welche Hersteller davon profitieren werden, darüber sind sich die Experten jedoch nicht einig. Kleinere Anbieter sind nach Expertenmeinung eher in der Lage, schnell und flexibel auf die Bedürfnisse kleiner und mittelständischer Unternehmen zu reagieren. Zudem könnten KMUs den Implementation, Lizenzkosten und Betrieb der Systeme der großen Anbieter oftmals nicht bezahlen.

Neue Rechtsvorschriften wie Basel II, Sarbanes Oxley Act und die Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen (GDPdU) treiben den Markt an. Laut Gartner ist dies überhaupt das wichtigste Argument für CIOs. Die GDPdU regelt Anforderungen zur Prüfung elektronischer Unterlagen im Rahmen von Außenprüfungen der Finanzbehörden. Danach muss etwa der Originalzustand des übermittelten und gegebenenfalls verschlüsselten Dokuments jederzeit nachprüfbar sein. Für den Fall elektronischer Rechnungen und anderer Unternehmensdokumente gilt gemäß den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchhaltung (GoB) die Verpflichtung, diese für 10 Jahre revisionssicher zu archivieren.