Der Markt für Systemhäuser

Die Stimmung wird frostiger

24.09.2008
Von 
Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.

Überregionale Systemhäuser im Kommen

Am dritthäufigsten wird bereits T-Systems als Konkurrent im Systemhausumfeld genannt. 28,6 Prozent der großen Corporate Reseller hierzulande betrachten die Telekom-Tochter als ernst zu nehmenden Mitspieler am Markt, im Vorjahr waren es erst 23,8 Prozent. Offenbar tragen hier T-Systems' Bemühungen, auch bei mittelständischen Kunden zu punkten, erste Früchte. Allerdings ist die Zukunft der Telekom-Geschäftskundensparte mehr als ungewiss, die Mutter möchte diese ungeliebte Tochter loswerden. Bisher fand sich aber für sie kein Abnehmer. Im März 2008 schloss T-Systems eine strategische Partnerschaft mit dem amerikanisch-indischen IT-Dienstleister Cognizant. Doch die aktuellen Geschäftszahlen sind für die Telekom-Tochter nicht gerade erfreulich: In der ersten Jahreshälfte 2008 sanken deren Umsätze um zehn Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Und noch in diesem Jahr möchte T-Systems weitere 4000 Arbeitsplätze abbauen.

Nicht nur die drei erwähnten Unternehmen jenseits der Milliardenmarke, sondern auch kleinere Systemhäuser spielen eine wichtige Rolle, so etwa Cancom. 8,2 Prozent der Corporate Reseller betrachten den ehemaligen Nur-Apple-Händler als ernst zu nehmenden Wettbewerber. Es folgen Profi Engineering (6,1 Prozent) sowie PC-Ware, Fritz & Macziol und MR-Datentechnik mit jeweils 4,1 Prozent an Nennungen. Fasst man die übrigen überregionalen Systemhäuser zusammen, so stellen sie mit fast einem Viertel (22,4 Prozent) die viertwichtigste Wettbewerbergruppe. Die sonstigen, vorhin nicht erwähnten Hersteller, darunter auch FSC und Dell, bilden mit einem Fünftel an Nennungen (20,1 Prozent) die fünfte bedeutende Konkurrentengruppe. Lokal agierende Systemhäuser stehen für 18,4 Prozent der von ChannelPartner befragten Unternehmen als Konkurrenten fest. Im Vorjahr waren es noch 23,8 Prozent.

Daraus lässt sich folgern, dass der zunehmende Konsolidierungsdruck in der Systemhausszene auch das Wettbewerbsumfeld verändert. Und daran, dass es 2008 und 2009 mit den Fusionen und Akquisitionen weitergeht, hegen die von ChannelPartner befragten Systemhäuser kaum Zweifel. 92,5 Prozent von ihnen sind überzeugt, dass es zu weiteren Übernahmen oder Insolvenzen kommen wird. Gleichzeitig zeigen sich die größten Corporate Reseller hierzulande sehr optimistisch über die eigene Zukunft. Durch die Bank möchten sie in den nächsten zwölf Monaten ihr Geschäft ausbauen, zwei Drittel wollen dies aus eigener Kraft tun, der Rest schließt auch Übernahmen nicht aus. Elf Prozent der größten Systemhäuser im Bundesgebiet wollen sich dabei vornehmlich der Bestandskundenpflege widmen, der Rest möchte auch neue Abnehmer für seine Waren und Dienstleistungen gewinnen.

Mehr als drei Viertel (77,4 Prozent) der von ChannelPartner befragten Systemhäuser wollen dafür auch neues Personal einstellen, und das trotz der zurzeit fehlenden ITK-Fachkräfte. Fast der gesamte Rest (20,8) plant, seine Belegschaft weitgehend konstant zu halten, nur ein einziges Systemhaus rechnet damit, Mitarbeiter entlassen zu müssen. Ein Unternehmen glaubt ferner, dass sein Umsatz 2008 zurückgehen wird. Alle anderen wollen ihre Erlöse steigern. 38,9 Prozent sind bedingt optimistisch und erwarten, genauso stark wie der Markt zulegen zu können, der Rest nimmt an, überdurchschnittlich zu wachsen. 13 Prozent der von ChannelPartner befragten Systemhäuser erwarten sogar, ihre Umsätze deutlich stärker erhöhen zu können als ihre Mitbewerber.

Gegenüber dem Vorjahr sind die Wachstumserwartungen der Corporate Reseller dennoch gesunken. 2007 glaubte noch fast ein Drittel (32,6 Prozent) von ihnen, deutlich stärker als der Markt zulegen zu können. Diese Entwicklung geht mit den eingetrübten Konjunkturaussichten einher. Sahen im Vorjahr noch 80,4 Prozent der Systemhäuser das Investitionsklima im Vergleich zu 2006 als verbessert an, so tun dies im Vergleich 2008 zu 2007 lediglich 37,7 Prozent der befragten Unternehmen. Der überwiegende Rest (60,4 Prozent) rechnet mit gleich bleibender Investitionsneigung der Kunden.