Luxoft, Epam und Reksoft

Die Russen kommen

18.03.2008

Erfahrungen mit Outsourcing sammeln

Eine für hiesige Anwender interessante Alternative ist der kleinere Anbieter Reksoft, der gezielt den deutschen Markt anspricht. Unternehmensgründer Alexander Egorov hat lange Zeit in Deutschland und der Schweiz gelebt und stellt bevorzugt deutschsprachige Mitarbeiter ein. Auf der Kundenliste finden sich Namen wie T-Systems, der Frankiermaschinenhersteller Francotyp Postalia sowie der Springer Verlag. Doch mittlerweile zeigen auch die großen Konkurrenten verstärkte Aktivitäten im hiesigen IT-Servicemarkt. Luxoft unterhält seit Februar 2008 eine Büro in Frankfurt am Main. Seit 2006 ist Epam in Deutschland mit einer eigenen Niederlassung vertreten: "Unser Schwerpunkt ist die Kundenbetreuung, das Projekt-Management und die Beratung", erläutert Thomas Feindt, Senior Director Consulting bei Epam.

Valentin Makarov, Präsident des russischen und weißrussischen IT-Verbands Russoft: Vor dem Jahr 2000 hatten russische Firmen eine schlechte Reputation. Heute ist das Vergangenheit, und wir arbeiten auf Augenhöhe mit den Indern.
Valentin Makarov, Präsident des russischen und weißrussischen IT-Verbands Russoft: Vor dem Jahr 2000 hatten russische Firmen eine schlechte Reputation. Heute ist das Vergangenheit, und wir arbeiten auf Augenhöhe mit den Indern.
Foto: Russoft

Die deutschen Anwender, so Russoft-Funktionär Makarov, interessieren sich erst langsam für die IT-Leistung aus dem Ausland. Zunächst einmal mussten die hiesigen Kunden überhaupt erst Erfahrungen mit dem Outsourcing sammeln. Dort wo Interesse an Offshore-Services aufkeimt richten die Verantwortlichen den Blick zunächst einmal gen Indien. Das ist verständlich, weil die indischen Provider im Wettbewerb um die westeuropäische Kundschaft mit stabilen Unternehmensstrukturen, viel mehr Mitarbeitern, Erfahrung, englischen Sprachkenntnissen und ausgefeilten Entwicklungsprozessen punkten können. Beispielsweise ist die Zertifizierung nach CMMI Level 5, die Abläufe, Dokumentation und Qualitätssicherung definiert, unter indischen Provider kein Unterscheidungsmerkmal, sondern eine Selbstverständlichkeit. Große russische Anbieter wie Luxoft und Exigen haben ihre Abläufe ebenfalls an CMMI Level 5 ausgerichtet, doch das ist keineswegs üblich. Wenngleich der Nutzen der Zertifizierung umstritten ist, gibt sie suchenden Anwendern Orientierungshilfe.

Die russischen Anbieter haben im Vergleich zu den indischen Konkurrenten nicht nur einen verspäteten Einstieg ins Geschäft aufzuholen, sie wurden auch durch die Wirren in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion in ihrer frühen Entwicklung gebremst. "Die politischen Krisen, Instabilität, Unternehmenssteuern und mafiöse Strukturen haben Anwender in den 90er Jahren abgeschreckt", schildert Makarov. "Vor dem Jahr 2000 hatten russische Firmen eine schlechte Reputation. Heute ist das Vergangenheit, und wir arbeiten auf Augenhöhe mit den Indern." Nicht zuletzt die Lobbyarbeit von Russoft habe einen Sinneswandel auch in der russischen Regierung herbeigeführt. Heute fördert der Staat den jungen Industriezweig, etwa mit Marktentwicklungsstrategien, günstigen Steuern, Gesetzen und schlanker Bürokratie. "Die Regierung hat erkannt, dass Russland nicht allein auf die Erfolge in der Ölindustrie bauen kann", bestätigt Luxoft-Manager Karas. Stolz verweist die Branche darauf, dass sie im Jahr 2007 4,6 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt erwirtschaftet hat. Seit Juni 2004 gibt es ein Ministerium für IT und Kommunikation.