Beifall verraet Ressentiments gegen Microsoft

Die offene Windows-Schnittstelle von Sun findet breite Unterstuetzung

21.05.1993

In der Gruppe Common Open Software Environment (COSE) scheint es zu einem Deal in Sachen Benutzeroberflaechen gekommen zu sein. Die Mitglieder HP, IBM, SCO, Sunsoft, Univel und USL hatten sich auf einen von der X/Open-Gruppe sofort positiv bewerteten Vorschlag fuer Motif als Normwerkzeug zur Gestaltung von Unix-Oberflaechen geeinigt. Im Gegenzug fand die Sun-Initiative fuer die Einbindung von Windows-Programmen in Unix Zustimmung.

Sun durfte X/Open einen Entwurf fuer eine entsprechende Spezifikation einreichen. Diese Public Windows Interface (PWI) genannte Schnittstellen-Beschreibung definiert, wie Windows- Calls in Unix-Systemen fuer deren grafisches Grundkonzept X-Window uebersetzt werden. Allerdings hat sich bisher die Mehrheit der X/Open-Firmen dazu noch nicht geaeussert.

Breite Zustimmung hat die von Sunselect angekuendigte PWI- Implementierung "Windows Application Binary Interface" (Wabi) gefunden. Wie berichtet, hatten USL, SCO und Sunsoft das Wabi sofort in Lizenz genommen. Die bisherige Abstinenz von HP und IBM erklaerte Donatus Schmid, Leiter Produkt-Marketing bei Sun Microsystems, Muenchen, mit andauernden Verhandlungen um Feinheiten der Lizenzvertraege.

Erste positive Reaktionen zu Wabi kamen auch von den Unternehmen Toshiba Corp., X/Open-Mitglied Fujitsu Ltd., Network Computing Devices Inc., Tadpole Technology Plc. und Quarterdeck Office Systems Inc. Nach einer Meldung des britischen Brancheninformationsdienstes "Computergram" haben auch einige Hersteller von Windows- Applikationen Wabi "ihren Segen gegeben", naemlich Lotus Development Corp., Wordperfect Corp., Software Publishing Corp., Aldus Corp., Datastrom Technologies Inc. und Borland International Inc.

Als "Farce" kommentierte Microsoft laut "Computergram" die PWI- Initiative. Wabi sei "ein Beweis, dass Windows NT zu einer echten Bedrohung fuer den Unix-Markt wird. Wabi ist ein Ablenkungsmanoever, um besorgte Unix-Anwender zu beruhigen".