Von OS2 als DOS-Nachfolger ist keine Rede

Die neue MS-DOS-Version soll vom Windows-Boom profitieren

07.12.1990

MÜNCHEN (CW) - Microsoft verstärkt sein Windows-Engagement. So soll die für Anfang 1991 erwartete Version 5.0 den grafischen Betriebssystem-Zusatz Windows 3.0 weit besser unterstützen als die gemeinsam mit IBM entwickelte Betriebssystem-Version 4.0. Außerdem will das Unternehmen eine Reihe von Windows-Applikationen unter der Bezeichnung "Office for Windows" vermerkten.

Diese Strategie entspricht den letzten Abmachungen von Microsoft mit dem Geschäftspartner IBM, Danach übernehmen die Armonker die Verantwortung für das lange als DOS-Nachfolger gepriesene OS/2-Betriebssystem während sich die Mannschaft von Bill Gates um die Weiterentwicklung von das und Windows kümmert.

Im Zusammenhang mit dem Markterfolg von Windows 3.0 bedeutet dieses Abkommen, daß Microsoft die Betriebssystem-Pläne von Big Blue in Bedrängnis bringt. Der Grund: Das Paket aus DOS-Betriebssystem und grafischer Oberfläche zielt auf denselben Markt wie das nur spärlich nachgefragte OS/2 mit Presentation Manager. Auch die Marktbeobachter von IDC gehen davon aus, daß sich dadurch das Verhältnis von Microsoft und IBM weiter verschlechtert. "Windows 3.0 und die jetzt angekündigten Eigenschaften von MS-DOS 5.0 belasten die Marktchancen von OS/2", behauptet der Software Infodienst von IDC.

Konkret wurden die Shell von das 5.0 überarbeitet und das System um einige zusätzliche Befehle ergänzt. Die nach IDC-Informationen wichtigste Neuerung ist jedoch das sogenannte Task-switching. Dadurch soll es möglich werden, mehrere Programme zu starten und per Tastenkombination zwischen ihnen hin und her zu schalten.

DOS-Shell bleibt zeichenorientiert

Vom Multitasking unterscheidet sich dieses Verfahren, weil ausschließlich die jeweils auf dem Bildschirm sichtbare Anwendung aktiv ist.

Die neu gestaltete DOS-Shell bleibt zwar weiterhin zeichenorientiert - schließlich sollen auch 8088-Prozessoren damit zurecht kommen -, wobei Microsoft jedoch ein Erscheinungsbild anstrebt, das der Benutzeroberfläche Windows und dem Presentation Manager so weit wie möglich gleicht. Nach Microsoft-internen Auskünften wird die Shell darüber hinaus den SAA-Vorgaben für Benutzerschnittstellen entsprechen.

Zu den zusätzlichen Optionen von das 5.0 gehören Befehle wie "Undelete" und "Unformat", mit denen die Folgen fehlerhafter Lösch- oder Format-Kommandos rückgängig gemacht werden können. Wie beim konkurrierenden Betriebssystem DR-DOS 5.0 von Digital Research verlagert die Speicherverwaltung die neue Betriebssystem-Version zum größten feil in den High-Memory-Bereich. Auch Microsofts Betriebssystem belegt damit nur noch 20 KB des 640 KB großen Hauptspeichers. Schließlich hat sich Microsoft nach langen Jahren vom Zeileneditor "Edlin" verabschiedet und ihn durch einen benutzerfreundlicheren Fullscreen-Editor ersetzt.

Zusätzliche Unterstützung erhält Windows dadurch, daß die Textverarbeitung Word, die Tabellenkalkulation Excel und die Präsentations-Software Powerpoint als Büropaket für unter 1000 Dollar angeboten werden. Die Aktion läuft unter dem Namen "Office for Windows".