Veto vom CIO

Die IT sollte sich in Fusionen einmischen

02.08.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Kommentar: Von wegen Veto-Recht!

Karin Quack, COMPUTERWOCHE-Redakteurin
Karin Quack, COMPUTERWOCHE-Redakteurin

"Herr Wiesinger, Frau Dr. Hartnagel möchte Sie in ihrem Büro sprechen" - "Worum geht es?" – "Das hat sie mir nicht gesagt. Aber ich denke, es dreht sich um die Übernahme von Obreiter & Hundstag." Richtig, ein C-Level-Kollege hatte gestern beim Mittagessen etwas von einer möglichen Fusion gesagt – unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Aber Wiesingers Assistentin war ja immer außergewöhnlich gut informiert.

Die Vorstandsvorsitzende erwartete ihn bereits. "Herr Wiesinger, ich weiß, dass Sie sehr gut vernetzt sind. Sie kennen sicher auch den CIO von Obreiter & Hundstag." – "Herrn Pfeifer? Ja, wir arbeiten zusammen in einer Arbeitsgruppe des CIO Circle. Außerdem kennt man sich halt innerhalb einer Branche. Wieso fragen Sie?" – "Nehmen wir mal an, wir wollten mit Obreiter & Hundstag fusionieren. Wie schwierig wäre die Integration der Informationstechnik?" – "Ahem, ich nehmen an, Sie wollen eine ehrliche Antwort." – "Selbstverständlich, Herr Wiesinger, Sie wissen doch, wie ernst wir die IT nehmen."

Und so sagte er ihr, worüber Pfeifer schon seit langem klagte. Dass die IT-Systeme bei O&H durch schlampig geplante Fusionen völlig heterogen und viel zu dezentral organisiert waren. Dass es hier einen harten Schnitt brauchte: konsolidieren, harmonisieren, virtualisieren – das ganze Programm. Dass das viel Geld kosten würde – und sicher nicht ohne größere Spannungen abginge.

"Nun, wenn das so ist, Herr Wiesinger, dann werden wir von der Fusion wohl absehen. Unter diesen Umständen scheint sie mir wenig erfolgversprechend."

Grrrrrrrr, oh nein, dieser vermaledeite Wecker! Schon wieder 5:30. Und dabei hatte er gerade so schön geträumt. Das erste Meeting war für 7 Uhr angesetzt. Wegen dieser O&H-Geschichte. Damit hatten sie ihn doch glatt überfahren. Hätte er eher Bescheid gewusst, hätte er seine Bedenken anmelden können. Oder auf jeden Fall die notwendigen Bedingungen für den Erfolg vorbringen. Aber wer fragt schon den IT-Chef nach seiner Meinung, wenn es ums Geschäft geht? Na ja, besser nicht darüber nachdenken, sondern schnell unter die Dusche. Seit gestern abend war die Fusion beschlossene Sache. Und um 9 Uhr erwartete der Vorstand sein Konzept zur IT-Integration. Pfeifer würde auch dabei sein.