Die Informationsflut kanalisieren

06.09.2001
Von 
Bernd Seidel ist freier Journalist und Coach in München.

So realisierte beispielsweise der Industriegashersteller Messer Griesheim die Website "Spezialgase" als CMS-basierte E-Commerce-Lösung mit "NPS" von der Infopark AG. Der im Mai 1999 implementierte Online-Auftritt dient als Informationskatalog mit Suchmöglichkeiten über Gase, Behälter, Armaturen, Versorgungs- und Nachreinigungssysteme sowie Technik. Ein Gemischkonfigurator ermöglicht das individuelle Zusammenstellen von Gasgemischen. Ausgewählte Produkte lassen sich im Warenkorb sammeln und als Anfrage oder Bestellung versenden.

Das Content-Management-System ist bei Messer Griesheim darüber hinaus auch für das Intranet im Einsatz, um die Möglichkeit zu schaffen, von den 2000 in Deutschland vernetzten PCs des Unternehmens aus einheitlich zu publizieren und zu kommunizieren. Zentrale Instanzen für die Erstellung und Pflege des Contents sind die einzelnen Fachabteilungen, die insgesamt über 100 aktive Redakteure beschäftigen und monatlich 350 000 Intranet-Seitenzugriffe registrieren.

Mit dem rasant wachsenden Umfang der Inhalte stellten sich allerdings auch Probleme ein. Dr. Bernd Schuster, Leiter Informationssysteme im Geschäftsbereich Industriegase Deutschland bei Messer Griesheim: "Trotz Volltextsuche und Indizierung ist es bisweilen schwer, die gewünschte Information auch zu finden." Das anstehende Update auf die NPS-Version 5 und eine damit verbundene neuen Kategorisierung soll Abhilfe schaffen.

Durch so genanntes "Channeling" werden dann Querschnittssichten auf einzelne Geschäftsprozesse möglich sein, statt wie bisher allein die organisatorische Sicht auf einzelne Abteilungen. Außerdem ist eine neue Navigation in Planung: Häufig nachgefragte, aktuelle Infos und Top-Meldungen lassen sich demnächst in einer eigenen Infothek abfragen.

Wie die Therme Geinberg und Messer Griesheim erwarten die meisten Unternehmen vom Content-Management-System mehr als nur eine bloße Verwaltungsanwendung: Vielfach geht es um einen Einsatz als strategische Plattform innerhalb der gesamten E-Business-Architektur. Doch wer E-Business betreiben will, muss nicht unbedingt ein Content-Management-System kaufen. Jürgen Kühner, Direktor Content Management der Skytec AG, weist auf die oft unterschätzten Einführungskosten hin, die bei größeren Projekten leicht die Millionengrenze überschreiten können.

Für mittelständische Unternehmen kann der Weg über ein Application-Service-Provider- (ASP-) Modell daher vorteilhafter sein. Entscheidet sich ein Unternehmen für ein CM-System, sei dessen Einführung sehr schwierig und bedürfe einer sorgfältigen Planung. Kühners Erfahrung: "Für viele Firmen bedeutet das eine 90-Grad-Wendung im Umgang mit Informationen." Dennoch weiß auch er: Die Nachfrage steigt, die derzeitige Auftragslage ist "exzellent".