Der Markt für IT-Services

Der Markt für IT-Services 2005: Deutsche Spezialitäten

13.10.2005
Von von Hermann

Nebulöses Offshoring

Als wesentliches Mittel der Kostenreduzierung haben in den vergangenen Jahren Anwender wie Dienstleister das Off- und Nearshoring entdeckt. Zwar geht es dabei nach wie vor meist um einfache Programmieraufgaben, doch inzwischen werden dort zunehmend anspruchsvollere Projekte realisiert. Kenner sind sich einig, dass in Indien die Entwicklungsmethoden zum Teil fortgeschrittener sind als in den klassischen Industrieländern. Das gilt vor allem für die von Gartner eingeforderte Industrialisierung der Abläufe. Vor allem die IT-Dienstleister nutzen die Fertigkeiten der preiswerten und dabei hochklassigen Entwickler. Dabei hat sich ein Verfahren etabliert, bei dem die Auftraggeber der Dienstleister gar nicht erst erfahren, wo die Leistung erbracht wird. Auf diese Weise bleibt unklar, inwieweit die Preisvorteile des Offshoring tatsächlich weitergereicht werden.

Nicht ins Ausland verlegen lässt sich der Hardwaresupport, wenn vor Ort Hand angelegt werden muss. Davon profitieren Spezialunternehmen wie Unisys oder Getronics. So betreut Getronics den gesamten Support für Dell. Oft werden die unlukrativen Arbeiten aber an kleine regionale, vor allem preiswerte Dienstleister abgetreten, in der Hoffnung, deren Kostenstruktur sei belastungsfähiger als die der Dienstleistungskonzerne. Doch die Subunternehmer neigen selber dazu, den Kostendruck nach unten weiterzugeben, so dass eine Zulieferkette entsteht, bei der auf jeder Ebene mitverdient wird. Da diese Mehrkosten nicht auf die Kunden umzulegen sind, ist die Gefahr von Qualitätseinbußen groß.

Vorbehalte in Deutschland

BPO gilt hier zu Lande als Hoffnungsträger. Der durchschnittliche Wert einzelner BPO-Aufträge (Business Process Outsourcing) ist zwar von 2003 auf 2004 um 39,8 Prozent gesunken. Die Zahl solcher Abschlüsse selbst steigt dagegen deutlich um 51 Prozent. Doch während der Markt in England und Frankreich boomt, will in Deutschland das Geschäft mit der Auslagerung von Rechnungsstellung, Gehalts- oder Reisekostenabrechnung nicht abheben. Die Marktbeobachter etwa von Pierre Audoin Consultants (PAC) stellen eine mangelnde Akzeptanz bei den Kunden fest. Deutsche Anwender wollen brisante Firmendaten nur sehr ungern an ausländische Anbieter geben.