Das war 2009

Der große IT-Jahresrückblick

15.12.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Datenschutz - und nichts dazugelernt

Mit der steigenden Popularität sozialer Netzwerke wächst aber auch der Bestand persönlicher und damit sensibler Informationen im Netz, warnen Datenschützer. Die Probleme in diesem Bereich nehmen zu. Wie schon im Vorjahr, war auch 2009 der Datenschutz einer der großen Verlierer des Jahres. Angesichts der katastrophalen Sicherheitslöcher, durch die Millionen an Datensätzen, beispielsweise Bankverbindungen und Meldedaten, verloren gegangen waren, hätte man meinen können, die Verantwortlichen würden das Problem in diesem Jahr ernsthaft angehen. Jedenfalls hatte der damals amtierende Innenminister Wolfgang Schäuble getönt, er werde den Kampf gegen die Datendiebe aufnehmen und Verstöße schärfer ahnden. Getan hat sich allerdings kaum etwas, wie die Welle an Datenpannen gezeigt hat, die Deutschland auch in diesem Jahr überrollt hat.

Trauriger Höhepunkt: Ein junger Hacker sorgte im Herbst für Schlagzeilen, als er ohne große Probleme etwa 1,6 Millionen Nutzerdaten des Online-Netzwerks SchülerVZ abgriff. Als der 20-jährige Mann wegen versuchter Erpressung in Untersuchungshaft landete, nahm er sich das Leben. Dabei hätte sich der Hacker mit seinem Datenklau nicht einmal strafbar gemacht. Nur wenn er dafür illegal Schutzmaßnahmen ausgehebelt hätte, wäre die Justiz aktiv geworden. Im Fall des Schüler- und Studentenportals lagen die Verhältnisse jedoch ganz anders. Die Tore zum System standen weit offen.

Der Flop des Jahres

Im Sommer hatte der Bundestag mit den Stimmen der großen Koalition weitgehende Befugnisse für das Bundeskriminalamt beschlossen, um Internet-Sperren einzurichten. Vorrangig sollten kinderpornografische Inhalte blockiert werden. Kritiker bezeichneten den Beschluss als Zensur und forderten wirksamere Maßnahmen gegen Kinderpornografie. Die Inhalte müssten aus dem Netz verschwinden und nicht hinter Stoppschildern versteckt werden. Im November schlug die neue gelb-schwarze Regierungskoalition einen anderen Kurs ein. Die Sperrung werde für ein Jahr ausgesetzt, hieß es. Stattdessen soll nun versucht werden, die kriminellen Inhalte ganz aus dem Netz zu löschen.

Doch es gab auch viel Skurriles rund um IT zu berichten. Ein Brite nutzte zum Beispiel geschickt Google Earth, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Er suchte Schulgebäude, Kirchen und Museen im Raum London nach Bleidächern ab. Diese demontierte er heimlich und verkaufte sie an Altmetallhändler. Angeblich soll er innerhalb von sechs Monaten knapp 100.000 britische Pfund eingenommen haben. Allerdings wurde er erwischt und zu einer Strafe von acht Monaten auf Bewährung und 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Das Beispiel zeigt uns jedoch, dass die Geschäftsmöglichkeiten im allgegenwärtigen Internet schier unbegrenzt sind. Wir dürfen gespannt sein, was uns das nächste Jahr an dieser Stelle bieten wird.