Das war 2009

Der große IT-Jahresrückblick

15.12.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Anwender gewinnen an Selbstvertrauen

Das Selbstvertrauen der Anwender ist 2009 gewachsen. Längst lassen sich die Unternehmen nicht mehr alles gefallen, was ihnen ihre IT-Lieferanten vorschreiben wollen. Den Zorn der Kunden, den sich SAP bereits ein Jahr zuvor mit der überraschenden Erhöhung der Wartungsgebühren zugezogen hat, bekam der Softwarekonzern auch 2009 noch zu spüren. Vehement fordern die Anwender von den Walldorfern einen Nachweis, dass ihnen der teurere Enterprise Support einen Mehrwert bringt. Das gemeinsam von SAP und den Anwendervereinigungen initiierte Prüfungsprogramm scheint diese Frage noch nicht gelöst zu haben. Jedenfalls hat der Konzern die Entscheidung über die anstehende Preissteigerung im Rahmen der Einführung des Enterprise Supports vorerst auf Anfang 2010 verschoben.

Das Einknicken dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass etliche Großkunden den Druck auf SAP massiv erhöht haben. Beispielsweise soll Siemens damit gedroht haben, den Wartungsvertrag komplett zu kündigen und in Sachen Support auf Drittanbieter auszuweichen. Dieser Schritt hätte SAP Millionen Euro gekostet. Bislang drang nicht an die Öffentlichkeit, wie sich beide Seiten geeinigt haben. Jedenfalls darf SAP die Siemens-Systeme weiter pflegen allerdings dürften die Münchner ihrem Softwarelieferanten massive Zugeständnisse abgetrotzt haben. Und Siemens wird kein Einzelfall gewesen sein.

Die härtere Gangart der Kunden hinterließ auf Herstellerseite Spuren. Genau wie die Anwender traten auch die Anbieter kräftig auf die Kostenbremse. Zu spüren bekamen das in erster Linie die Mitarbeiter. Zehntausende Jobs wurden gestrichen - auch von IT-Größen, die bis dato nicht mit Stellenabbau auf sich aufmerksam gemacht hatten. Überraschend hatte beispielsweise Microsoft zu Jahresbeginn nach enttäuschenden Quartalszahlen bekannt gegeben, 5000 Stellen quer durch alle Abteilungen des Softwarekonzerns zu streichen. Die SAP-Verantwortlichen kündigten an, ihren bereits 2008 eingeschlagenen Sparkurs zu verschärfen. Sechs Prozent beziehungsweise 3000 Stellen sollten wegfallen. Die Liste der IT-Anbieter, die im vergangenen Jahr ihre Personaldecke ausgedünnt haben, lässt sich beliebig fortsetzen. Es fehlt kaum einer der bekannteren Namen.

Allerdings spürte so mancher Anbieter auch Gegenwind aus den Reihen der Mitarbeiter: Beispielsweise protestierten die EDS-Beschäftigten mit europaweiten Aktionen über Wochen hinweg gegen den geplanten Stellenkahlschlag. Nach der Übernahme durch Hewlett-Packard sollten weltweit fast 25.000 Jobs bei dem Serviceanbieter gestrichen werden - und das, obwohl der Konzern schwarze Zahlen schreibe, so der Vorwurf von Seiten des Betriebsrats und der Gewerkschaften.

Die Strafe des Jahres

Der weltgrößte Chiphersteller Intel hat nach Ansicht der EU-Kommission mit illegalen Absprachen versucht, Konkurrenten aus dem Wettbewerb zu drängen, und damit seine dominante Marktstellung missbraucht. Dafür muss nun Intel eine Strafe von 1,06 Milliarden Euro an die Europäische Union zahlen, das höchste Bußgeld, das die Kartellbehörde jemals verhängt hat. Dabei hätte die Strafe auch noch höher ausfallen können, warnten die Kartellwächter. Intel bezeichnete die Entscheidung als falsch und legte Berufung gegen das Urteil ein. Das Verfahren dürfte sich über Jahre hinziehen.