Der Druck auf Google wächst

08.06.2004
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Auf Hilfe von außen wollen sich die Google-Verantwortlichen allerdings nicht verlassen und suchen auch abseits der ausgetretenen Suchmaschinenpfade nach neuen Geschäftsmöglichkeiten. So beabsichtigt Google beispielsweise, mit "Gmail" einen eigenen Mail-Service aufzubauen. Das kostenlose Angebot, das sich momentan noch in der Testphase befindet, soll registrierten Nutzern ein Online-Postfach mit einer Kapazität von 1 GB offerieren. Kommt es zu diesem Angebot, setzt Google Konkurrenten wie MSN oder Yahoo mächtig unter Zugzwang: Die konnten ihren Nutzern bislang nur einige MB Speicherplatz gewähren. Mittlerweile planen jedoch auch die Wettbewerber, ihr Storage-Angebot für ihre Kunden deutlich auszuweiten, um möglichen Abwanderungen vorzubeugen.

Um das Speicherangebot zu refinanzieren und darüber hinaus Einnahmequellen zu erschließen, beabsichtigt Google, die Mail-Inhalte zu scannen und mit entsprechend angepassten Werbebotschaften anzureichern. Dieses Vorhaben hat jedoch für Proteststürme von Datenschützern gesorgt. Mittlerweile sind erste gesetzliche Regelungen in Arbeit, die Google vorschreiben sollen, wie mit den Daten umgegangen werden darf. So hat beispielsweise die demokratische Senatorin Liz Figueroa aus Kalifornien einen Gesetzentwurf eingebracht, wonach die Mails nur automatisiert durchsucht und mit Werbung versehen werden dürfen. Außerdem sei es nicht gestattet, personenbezogene Daten zu speichern. Nach Aussagen des Google-Managements, das in die Verhandlungen um die Gesetzesvorlage eingebunden war, sei damit zwar ein grundsätzlicher Konsens erzielt worden. Allerdings gebe es noch einige Detailfragen zu klären.

Nach Einschätzung von Experten dürfte es für Google jedoch nicht leicht werden, sich in den neuen Geschäftsfeldern einzunisten. Vor allem die Frage, wie das Unternehmen mit den neuen Diensten Geld verdienen will, bleibt vorerst unbeantwortet. Dass die Nutzer bei der lokalen Suche nach Informationen oder im privaten Postkorb Werbung akzeptieren werden, ist keineswegs sicher.