Der Druck auf Google wächst

08.06.2004
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Kurz vor dem geplanten Börsengang gerät Google zunehmend unter Druck. Konkurrenten wie Microsoft entwickeln eigene Suchtechniken, und eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem die starke Marke Google die Nutzer noch bei der Stange hält. Die Verantworlichen des Suchmaschinenanbieters versuchen derweil, neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Das Google-Management arbeitet zurzeit mit Hochdruck daran, weitere Einnahmequellen zu finden. So entwickeln die Kalifornier beispielsweise unter dem Codenamen "Puffin" ein Tool, mit dessen Hilfe Anwender die Festplatte des heimischen Rechners effizienter nach Dateien und Texten durchsuchen können. Das Suchwerkzeug soll bereits in Kürze als Freeware angeboten werden.

Noch haben die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin gut lachen. Der Börsengang dürfte ihrem Unternehmen Milliarden einbringen. Foto: Google
Noch haben die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin gut lachen. Der Börsengang dürfte ihrem Unternehmen Milliarden einbringen. Foto: Google

Der neue Suchservice zielt in erster Linie gegen Microsoft. So hatte der weltgrößte Softwareanbieter zuletzt ähnliche Funktionen für sein nächstes Betriebssystem-Release "Longhorn" angekündigt, das Branchenkenner jedoch erst für 2007 erwarten. Außerdem wollen die Microsoft-Verantwortlichen die Entwicklung einer eigenen Internet-Suchmaschine forcieren. Letztendlich ziele die Strategie darauf ab, sowohl die Netzsuche als auch die Recherche auf dem PC mit einem integrierten Tool zu bedienen, erläutert Yusuf Mehdi, Chef der Microsoft-Sparte MSN.

Doch auch Microsoft muss sich beeilen, um Konkurrenten wie Google aufzuhalten, warnt Joe Wilcox, Analyst von Jupiter Research. Das scheinen mittlerweile auch die Verantwortlichen in der Redmonder Firmenzentrale erkannt zu haben. Waren die Suchfunktionen zunächst als Bestandteil von Longhorn geplant, möchte Microsoft nun bereits in den nächsten Monaten eine erste Version seiner neuen Suchtechnik präsentieren. Die komplette Search Engine soll Mehdi zufolge binnen eines Jahres herauskommen.

Experten gehen davon aus, dass Microsoft versuchen wird, seine Suchtechnik in künftige Betriebssysteme zu integrieren. Damit könnte Google das gleiche Schicksal wie Netscape drohen. Der Anbieter der Browser "Navigator" und "Communicator" verlor an Bedeutung, nachdem Microsoft mit dem "Internet Explorer" einen eigenen Browser in sein Windows-Betriebssystem eingebaut hatte. Allerdings ist es keineswegs ausgemacht, dass es Microsoft gelingt, Google mit der gleichen Strategie aus dem Markt zu drängen. Kartellbehörden wie die Europäische Kommission haben bereits angekündigt, Microsofts Produktstrategie in Sachen Longhorn genau unter die Lupe zu nehmen.