Internationalisierung im Mittelstand

Der deutsche Mittelstand entdeckt die Welt

13.05.2014
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Die aufwändigere, aber auch leistungsstärkere Lösung, sei es, eine Gründung oder Akquisition im Ausland zum Anlass zu nehmen, die ERP-Lösung in der Zentrale auf ein international einsatzfähiges System umzustellen. Dies sei aber mit höheren Kosten und längeren Projektlaufzeiten verbunden "Diesen Weg wählen vor allem Unternehmen, die in Zukunft weitere Auslandstöchter gründen oder hinzukaufen wollen", sagt Schmied.

International einsetzbare ERP-Lösung sind zunehmend gefragt

Die Datenanbindung stelle heute kaum mehr ein Problem dar: Selbst in den entlegensten Winkeln der Welt sei heute eine verlässliche Breitbandanbindung verfügbar, und auch Länder mit insgesamt schlecht entwickelter Infrastruktur sorgten für eine gute Internetanbindung: "Gerade strukturschwache Länder, die um die Ansiedlung ausländischer Gewerbebetriebe werben, haben verstanden, dass eine verlässliche und leistungsstarke Netzanbindung ein entscheidender Standortfaktor und für ausländische Unternehmen unverzichtbar ist", sagt Schmied.

Trotz zunehmender Tendenz liegen die Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen noch unter dem Durchschnitt der Mittelständler in den elf untersuchten Ländern.
Trotz zunehmender Tendenz liegen die Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen noch unter dem Durchschnitt der Mittelständler in den elf untersuchten Ländern.
Foto: IHS/DHL

Im deutschen Mittelstand beobachtet der ERP-Fachmann auch ohne konkrete Pläne für eine Expansion ins Ausland ein zunehmendes Interesse an international einsetzbaren ERP-Lösungen. Nachdem viele Unternehmen die Jahrtausendwende und die Euro-Umstellung zum Anlass genommen hätten, neue ERP-Software zu installieren, beobachtet Schmied schon seit einigen Jahren eine vermehrte Nachfrage. "Die laufenden ERP-Systeme sind oft schon sehr betagt, lange abgeschrieben und werden den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht." Wenn es um die Anschaffung einer neuen ERP-Software geht, spielten heute vor allem zwei Themen eine herausragende Rolle " und das sind Internationalisierung und die Anbindung mobiler Endgeräte", sagt der ERP-Spezialist.

Sicher ist, dass das Engagement im Ausland für immer mehr mittelständische deutsche Unternehmen an Attraktivität gewinnt. Sei es als Produktionsstandort, sei es als Verkaufs- und Vertriebsniederlassung. Von den vielfältigen Hürden - angefangen von kulturellen, sprachlichen und gesetzgeberischen bis hin zu Transportfragen, Datenanbindung und IT-Systemen - lassen sich die deutschen Mittelständler kaum schrecken. "So weit ich Auslandsgänge beobachten konnte, waren sie mit einer sorgfältigen Vorbereitung verbunden, um von bösen Überraschungen verschont zu bleiben. Ins Ungewisse laufen Unternehmer heute kaum noch.", resümiert der ERP-Experte seine Erfahrungen mit mittelständischen Kunden.