Enterprise Business

Dell sucht Firmenkunden

27.12.2012
Von Tobias Wendehost
Auf der Dell World in Austin präsentierte sich das Unternehmen ganz als Anbieter von Business-Lösungen. Notgedrungen: Das Consumer-Geschäft steht mächtig unter Druck.

Dell gibt beim Ausbau seines Enterprise-Geschäfts weiter Gas. Zuletzt forcierten die Texaner ihre Transformation vor allem durch Akquisitionen. Jüngstes Beispiel ist der Kauf von Credant Technologies, einer Firma für Datenschutzsoftware. Davor gingen Übernahmen über die Bühne wie die von Kace, einem System-Management-Spezialisten, Sonicwall, das sich auf Netzsicherheit konzentriert, und dem Softwareanbieter Quest. Dennoch trat Dell in den letzten fünf Jahren beim Umsatz auf der Stelle. Im dritten Quartal 2012 vermeldeten die Texaner zudem Gewinneinbruch und erwirtschafteten unterm Strich 475 Millionen Dollar. Im Vorjahr waren es noch 893 Millionen Dollar.

Alles auf Server

Firmengründer Dell holte sich für die Präsentation der Firmenstrategie Hilfe von Enterprise-Chef Marius Haas (rechts) und Chief Commercial Officer Stephen Felice (links).
Firmengründer Dell holte sich für die Präsentation der Firmenstrategie Hilfe von Enterprise-Chef Marius Haas (rechts) und Chief Commercial Officer Stephen Felice (links).
Foto: Dell

Daher verwundert es nicht, dass Dell sich nun auf Wachstumsfelder konzentriert und vorhandene Geschäftsfelder umbaut. Firmengründer Michael Dell gab auf der zweiten Dell World die Marschrichtung vor und ließ sich dabei von den Presidents der vier Unternehmenssparten unterstützen: Jeffrey Clarke (End User Computing Solution), Marius Haas (Enterprise Solutions), Suresh Vaswani (Services) und John Swainson (Software).

"Wir erzielen im Enterprise-Segment derzeit knapp 50 Prozent des Konzernumsatzes", rechnete Haas vor. Dazu gehöre in erster Linie das Geschäft mit Server-Infrastrukturen. "Mit Active Systems bieten wir eine Komplettlösung an, die sich für unternehmenskritische Anwendungen eignet", so der Chef der Unternehmenssparte Enterprise Solutions. Eine weitere Verlagerung der Aktivitäten auf Geschäftskunden soll für eine Kompensation der schwierigen Lage im Endkundengeschäft sorgen. Aus diesem Grund holte Dell im August 2012 den ehemaligen Hewlett-Packard-Manager Haas als President des Enterprise-Bereichs an Bord.

Enterprise-Sparte wächst

Im Vergleich zu seinen Konkurrenten konnte Dell in den vergangenen zwei Jahren die Erwartungen im Server-Segment erfüllen und zulegen, während IBM und Hewlett-Packard über rückläufige Umsatzzahlen klagten. "Wir erwarten, dass wir im Server-Markt schneller wachsen als die anderen. Insgesamt wollen wir dreimal so schnell zulegen wie der Gesamtmarkt", sagte Haas. Im letzten Quartal wuchsen die Server-Einnahmen von Dell um rund zehn Prozent. Das Unternehmen widersetzt sich in diesem Geschäftsfeld also dem Abwärtstrend, von dem die Konkurrenz erfasst wurde. Der weltweite Server-Markt war im Jahresvergleich um 2,8 Prozent geschrumpft. Das selbst gesteckte Ziel, mittelfristig die Marktführerschaft zu übernehmen, ist aber noch in einiger Ferne. Derzeit befinden sich die Texaner mit einem weltweiten Marktanteil von 16,7 Prozent an dritter Stelle, hinter IBM (27,6 Prozent) und Hewlett-Packard (26,4 Prozent). Insofern war es verwunderlich, dass sich die Texaner auf der Dell World als Marktführer in Nordamerika und Asien darstellten.

Obwohl das Server-Geschäft wächst, scheint keineswegs sicher, dass dieser Trend reicht, um den Umsatzeinbruch von 22 Prozent im Privatkundengeschäft auszugleichen. Auch wenn auf der Hausmesse der Eindruck entstand, dass Dell am liebsten nur Enterprise-Systeme verkaufen würde, so ist doch klar, dass die anderen Sparten wichtig bleiben. "Es ist kein Geheimnis, dass sich das PC-Geschäft in einer Transformation befindet", sagte Haas mit Blick auf den boomenden Tablet-Markt. "Ich denke, dass Windows 8 hier einen neuen Impuls liefern wird." Dell hat sein Repertoire an Tablets erweitert und die Modelle "Latitude 10" und "Latitude XPS 10" vorgestellt. Beide nutzen Windows 8.

Software und Services

Ebenso wichtig ist dem Unternehmen die professionelle Client-Verwaltung im Unternehmen. Im April hatte Dell den Thin-Client-Spezialisten Wyse Technology übernommen. Jetzt sollen die Aktivitäten im Bereich der Desktop-Virtualisierung ausgebaut werden.

Weitere Stützpfeiler sind das Software- und Servicegeschäft. Auf der Dell World wurde in diesem Zusammenhang "Kace K3000" präsentiert. Das Mobile-Device-Management-Tool soll IT-Abteilungen helfen, unternehmenseigene und private Mobilgeräte (iOS und Android) zu verwalten. Wichtiger wird auch der Umsatz mit Services, der nach Angaben von Sparten-President Vaswani im Jahr 2012 bereits acht Milliarden Dollar betrug. Die Bandbreite der Leistungen reiche vom Support für Anwendungen bis zu Cloud- und Beratungsservices, wobei Dell stets Wert auf hoch standardisierte Services legt.