Degussa-Tochter plant durchgängig

13.11.2002
Von Christian Zillich

„Im Moment ist es wahnsinnig aufwändig, Finanz-, Bedarfs-, Produktions- und Kundenplanung zusammenzubringen“, bemängelt Kühn. Dieser Prozess sei sehr träge, von interner politischer Taktik bestimmt und alles andere als zeitgemäß. „Solange die Planungsdaten relativ statisch waren, ging das einigermaßen gut. Heute stimmen die Ausgangsannahmen schon nicht mehr, wenn die Jahresplanung eines Konzerns abgeschlossen ist.“

Die Motivation, sich mit dem Thema Planung intensiv zu befassen, entstand bei Röhm durch Anregungen aus dem Supply-Chain-Management. Seit Ende 1999 hat das Unternehmen mehrere Komponenten von SAPs „Advanced Planner & Optimizer“ (APO) im Einsatz. Begonnen hatte es mit einem Projekt für die Betriebsfeinplanung (Detailed Scheduling). Es folgten Anwendungen für die Bedarfsplanung sowie das Supply-Network-Planning zur Abstimmung collaborativer Prozesse entlang der Lieferkette.

Upgrade schwieriger als erwartet

Die Umsetzung war Kühn zufolge „eine mühsame Geburt“. Vor allem die Schnittstelle zum ERP-Kern habe viele Probleme bereitet. Auch das im Frühjahr 2001 gestartete Upgrade auf die APO-Version 3.0 gestaltete sich schwieriger als erwartet. Die Strukturen des Zusammenspiels mit dem R/3-Produktionsplanungsmodul PP hatten sich verändert, ohne dass dies von SAP ausreichend kommuniziert worden sei, so Kühn. Der Softwarehersteller habe für jedes Modul eine Vorschrift ausgegeben, welcher Release-Stand eingesetzt werden müsse, Support-Packs hätten teilweise neue Fehler enthalten. „Wir haben uns daraufhin ernsthaft mit der SAP über das Thema Qualitätssicherung unterhalten“, erinnert sich Kühn. Positiv fiel allerdings ins Gewicht, dass die neuen Planungssysteme von den Fachabteilungen in den einzelnen Betrieben gut angenommen wurden.

Die APO-Einführung hatte auch erheblichen Einfluss auf das zeitgleich im Konzern gestartete Business-Warehouse-(BW-)Projekt. Ursprünglich sollte damit lediglich das Executive Information System, ein rein für die Finanzplanung genutztes Tool, ersetzt werden. Neben Anwendungen für die Ergebnisrechnung experimentierte Röhm erfolgreich mit Auswertungen für den Bereich Instandhaltung, wo ein großes Interesse bestand, die Anlagennutzung zu verbessern. Nachdem das BW wegen der dort erzielten Erfolge intern einen guten Ruf genoss, entschieden sich die Verantwortlichen, es für den gesamten Röhm-Konzern als zentrales Planungs- und Information-Warehouse einzusetzen. Dieses Vorgehen erwies sich auch für die APO-Einführung als hilfreich, da dessen Demand-Planner auf Komponenten des BW zugreifen kann.

Mittlerweile konnte Röhm in vielen Unternehmensbereichen die Kopplung von APO und BW erfolgreich abschließen. Auf dem Weg zu durchgängigen Planungssystemen bleibt jedoch viel zu tun. Das Unternehmen will nicht nur Zahlen aus operativen Planungssystemen in das BW schieben. Ziel ist vielmehr die Konsolidierung und grafische Aufbereitung der Daten für die Entscheidungsträger. Laut Kühn konnten einige Hürden abgebaut werden. So hätten die erforderlichen Techniken inzwischen einen ausreichenden Reifegrad erreicht. Durch die Nutzung des Internets habe sich auch die Management-Ebene mit dem Gebrauch von PCs besser vertraut gemacht. Da das BW zwar schnelle Zugriffe auf die in mehrdimensionalen Formaten abgelegten Daten ermöglicht, aber keine Analysefunktionen enthält, konzipiert Röhm derzeit den Einsatz von SAPs Strategic-Enterprise-Management-(SEM-)Suite.