Die Zukunft der Arbeit

Das Ende der E-Mail

22.12.2010

E-Mail: Überstrapaziert und ineffizient

CW: Verwenden Sie gar keine klassischen Kommunikationskanäle wie E-Mail oder Telefon?

ROSENTHAL: In der Kommunikation mit meiner Community verzichte ich darauf - wenn man ein, zwei spezifische Anlässe mal ausklammert. Im Projektgeschäft - also der aktiven Arbeit mit und für Kunden - schreibe ich natürlich E-Mails. Aber mittelfristig werde ich auch die interne Kommunikation im Projektumfeld auf Microblog und Activity Stream umstellen. E-Mail ist überstrapaziert und einfach vollkommen ineffizient.

CW: Müssen Sie Ihre Tweets und Blog-Beiträge von der Kommunikationsabteilung genehmigen lassen?

ROSENTHAL: Nein, das würde allein schon angesichts der Vielzahl meiner Aktivitäten im Rahmen der "Evangelisierung" nicht funktionieren und auch der Grundidee des Ganzen zuwiderlaufen: Authentisch zu sein ist die wichtigste Regel beim Einsatz von Social Media überhaupt. Aber mir ist bewusst, dass meine Aussagen direkt auf unsere Organisation zurückfallen. Deshalb agiere ich in enger Abstimmung mit unserer Kommunikationsabteilung und den Richtlinien des Unternehmens.

CW: Natürlich ist Begeisterung für ein Thema wichtig. Aber es gibt doch sicher auch "harte" Voraussetzungen für den Erfolg eines Future Office!

ROSENTHAL: Als Unternehmen darf man den Aufwand für das Change-Management nicht unterschätzen. Denn es sind nicht die IT-Plattformen, die den Ausschlag geben, sondern die Firmenkultur. Und die Menschen müssen die neuen Möglichkeiten für sich auch einzusetzen wissen. Das erreicht man nicht mit einem Handbuch, da muss man auch mal Händchen halten.

CW: Ist Future Office Evangelist eine Rolle, die wir in Zukunft häufiger sehen werden? Stecken darin vielleicht sogar neue Karrierewege für Berufseinsteiger?

ROSENTHAL: Mit den Digital Natives wächst eine Generation heran, der traditionelle Formen der Organisation und Kommunikation nicht mehr gerecht werden. Früher oder später müssen sich alle Organisationen und Unternehmen auf diese Veränderungen einstellen, wenn sie im Wettbewerb um Kunden und Talente erfolgreich sein wollen. Und dafür werden sicherlich "Veränderungsagenten" dringend gebraucht, ob sie nun Evangelisten heißen oder nicht. Ob das aber eine Aufgabe für Berufseinsteiger ist? Man braucht für diese Rolle nicht nur fachliche Fähigkeiten. Wichtig sind politisches Geschick, Verständnis für Rollen und Funktionen in einem Unternehmen und Kommunikationsfähigkeit.

Tieto

Der IT-Dienstleiter Tieto wurde 1968 in Finnland gegründet, schloss sich 1999 mit dem schwedischen Konzern Enator zusammen zu Tieto Enator. Seit dem Frühjahr 2009 heißt das Unternehmen nur Tieto. Der Konzern aus Skandinavien beschäftigt weltweit 17.000 Mitarbeiter und zählt sich zu den großen IT-Dienstleistern Europas. Tieto bietet Services für die Bereiche IT, Beratung sowie Forschung und Entwicklung an. Die deutsche Niederlassung hat ihren Hauptsitz in Eschborn.