"Connecting the Dots": Viele Projekte verfehlen Unternehmensziele

24.07.2003

Wir schlagen deshalb vor, jedes einzelne Projekt zu analysieren und einer von drei Kategorien zuzuordnen: Ist es ein kundenorientiertes Projekt, ist es ein internes Projekt etwa für die Personalverwaltung, oder handelt es sich um ein Buyside-Projekt, beispielsweise E-Procurement oder Supply-Chain-Management? Man sieht so, an welchen Stellen in den Kunden investiert wird und wo in das eigene Unternehmen. Häufig zeigt sich dabei, dass die wesentlichen Unternehmensziele auf die Ausweitung der Marktanteile oder die Entwicklung neuer Produkte abzielen, die meisten IT-Projekte aber einen internen Fokus haben. Außerdem lässt sich mit dieser Perspektive sehr schnell feststellen, wo Redundanzen oder Konflikte auftreten.

CW: Portfolio-Management ist ja auch ein Teil von anderen Konzepten wie Enterprise Architecture. Was ist das neue an Ihrer Methode?

BENKO: Wir behaupten nicht, ein neues Problem anzugehen, aber eines, das immer noch nicht gelöst ist und dessen Behebung große Potenziale freisetzt. Gerade in wirtschaftlich so schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig, an der richtigen Stelle zu investieren. In der Regel verfolgen Unternehmen einen dreigeteilten Ansatz: Da sind zum einen kurzfristige operative Ziele, dann gibt es eher langfristige und strategische Vorhaben und schließlich einen dritten Bereich, den die meisten Unternehmen nicht einmal benennen können. Gemeint sind nach unserer Diktion so genannte Transformationsziele. Darunter fallen beispielsweise die Auswirkungen des Internets auf die Geschäftspraxis. Wir behaupten, dass Unternehmen diesen Transformationsprozessen einen Rahmen geben sollten, anstatt sie nur instinktiv anzustoßen. Deutlich sichtbare Ziele lassen sich wesentlich leichter erreichen als solche, die unsichtbar bleiben.

CW: Welche Veränderungsprozesse beschäftigen die Unternehmen besonders stark?

BENKO: Wir sehen vier Bereiche. Wenn man auf die E-Business- und Internet-Entwicklungen der letzten Jahre zurückblickt und den ganzen Hype abzieht, bleibt eine Reihe von Auswirkungen für das Business von heute: Ganz allgemein haben die Transparenz und Vergleichbarkeit von Unternehmen und deren Angebote zugenommen, was die Kunden in eine stärkere Position versetzt hat. Dadurch ist das Thema Kundenloyalität viel wichtiger geworden.

Zweitens setzen Unternehmen neue Geschäftsideen und Produkte schneller um und sind mit Produkten früher am Markt. Irgendeiner nutzt die Chance, und das hat wiederum Auswirkungen auf den gesamten Markt. Drittens verschwimmen die Rollen in der Geschäftswelt zunehmend. Zwischen manchen Unternehmen bestehen mehrere parallele Beziehungen - Lieferant, Abnehmer, Partner und Konkurrent. Der vierte Faktor sind die verringerten Reibungsverluste in den Geschäftsprozessen. Wenn beispielsweise ein großer Gesundheitsdienstleister den Anteil menschlicher Arbeit erfolgreich reduziert, entfallen viele Fehlerquellen. Das setzt jedoch die Konkurrenten unter Druck, mindestens genauso effektiv zu werden.