Web

Thema des Tages

Compaq plant auf Alpha-Rechnern ohne Windows NT

23.08.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Compaqs neuer Chef Michael Capellas hat damit begonnen, die Belegschaft des Unternehmens zu reduzieren. Als erste trifft es über 100 Entwickler, die im US-Staat Washington an der Portierung von Microsofts 32-Bit-Betriebssystemen Windows NT und Windows 2000 auf die RISC-Plattform „Alpha“ arbeiten. Die Angestellten in der Forschungsabteilung Compaq West - ehemals DEC West - sind nach Aussage einer anonymen Quelle „not amused“. Die deutschen Niederlassungen von Compaq und Microsoft waren am frühen Montag noch nicht zu einer Stellungnahme bereit.

Während die 32-Bit-Variante des Betriebssystems Windows 2000 überhaupt nicht auf Alpha-Chips laufen soll, wird der Vorgänger NT 4.0 nach Aussagen von Compaq-USA noch bis zum Erscheinen des Service-Packs 6 unterstützt. Erst die 64-Bit-Version von Windows 2000 werde - so sie denn irgendwann erscheint - wieder auf Alpha-Rechner portiert. Die Strategie von Compaq sieht offenbar vor, daß vorrangig Linux, True64-Unix und Open VMS auf der von Digital Equipment entwickelten Plattform zum Einsatz kommen.

Ob sich Compaq mit dieser Strategie einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten. Microsoft dürfte es jedenfalls nicht allzu eilig haben, Windows 2000 für die 64-Bit-Welt von Alpha zu entwickeln, zumal noch nicht einmal die 32-Bit-Version fertig ist. Sie soll Ende dieses Jahres erscheinen und Microsoft erst einmal die Kasse füllen, ehe der 64-Bit-Nachfolger herauskommt. Der Markt für NT auf Alpha-Technologie ist nicht besonders stark entwickelt. Nach Angaben des Informationsdienstes „Computerwire“ laufen weniger als 15 Prozent aller rund 500 000 Alpha-Systeme unter dem Microsoft-Betriebssystem. Scheinbar reicht Compaqs CEO Capellas diese Bilanz aus, hier den Rotstift anzusetzen. Insgesamt, so die Vermutung von Beobachtern, sollen in den nächsten Monaten bis zu 8000 Mitarbeiter von Compaq entlassen werden.

Nach der Entscheidung des Compaq-Managements kann sich Microsoft wohl endgültig von der Vorstellung verabschieden, daß NT ein Betriebssystem für verschiedene Plattformen sei. Wegen schwacher Nachfrage war bereits 1996 die Portierung für Mips-Rechner eingestellt worden. Kurze Zeit später zog IBM seine Unterstützung für die Power-PC-Prozessoren zurück. Auch das ehemals angedachte Projekt, Windows NT für Sun-Rechner mit Sparc-CPUs anzubieten, wurde nach einer Testphase eingestellt.