Butler Bloor veroeffentlicht Studie Datenbankanbieter zaehlen auch bei 4GLs zu den Technologiefuehrern

09.07.1993

BLETCHLEY (CW) - Insgesamt 32 Sprachen der vierten Generation haben die Marktforscher der Butler Bloor Ltd. im britischen Bletchley einer kritischen Analyse unterzogen. Untersucht wurden Werkzeuge der Kategorien Mainframe, Midrange mit und ohne Unterstuetzung grafischer Benutzeroberflaechen, AS/400 und PC-LAN. Dabei zeigte sich: Wer stark im Datenbankmarkt vertreten ist, mischt auch bei den 4GLs vorne mit.

Der Vergleich ist den Autoren der 450-Seiten-Studie "4GLs: An Evaluation and Comparison" offenkundig nicht leicht gefallen. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen der DV-Abteilungen in den Unternehmen, und zu verschieden sind auch die Vorstellungen der Hersteller, wie ein Softwaresystem zu bauen ist. Die Bewertung der Produkte erfolgte schliesslich anhand von Kriterien wie Sprachkomponente, Forms-Management, Report-Writing, Entwicklungsumgebung, Eigenschaften des Dictionary, schnelle Anwendungsentwicklung (Prototyping) oder Verteilungseigenschaften (Netzunterstuetzung).

Interessant duerfte fuer Leser der Studie nicht zuletzt dieser letzte Aspekt sein. Hier wird ermittelt, welche 4GLs sich fuer die Erstellung von Client-Server-faehigen Anwendungen eignen, inwieweit SQL-Statements beruecksichtigt und Remote Procedure Calls (RPCs) unterstuetzt werden und welche OLTP-Faehigkeiten gegeben sind. Nach Einschaetzung der Marktforscher verfuegen generell solche Werkzeuge ueber bessere Verteilungseigenschaften, die auf ein Datenbanksystem aufsetzen.

Bestnoten erhalten hinsichtlich dieses Kriteriums auf Mainframe- Ebene die 4GL Natural von der Software AG und Focus von Information Builders. Die Analysten halten Focus fuer attraktiv vor allem wegen der ergaenzenden Datenbanksoftware EDA/SQL, mit der sich eine Reihe von Front-end-Tools mit verschiedenen Datenbanksystemen verbinden lassen.

Die Software AG erntet fuer ihre nach Ansicht der Analysten "fortschrittliche Entire-Function-Server-Technologie" viel Lob. Wenn alle angekuendigten Produkte greifbar seien, handele es sich wohl um die "integrierteste verteilte DV-Architektur" im Mainframe-Bereich.

Die Darmstaedter nutzten ihr eigenes RPC, das sie an den DCE- Standard der OSF anpassen wollten.

In der Midrange-Kategorie differenziert Butler Bloor zwischen 4GLs, mit denen sich grafische und nicht grafikfaehige Anwendungen erstellen lassen.

Unter den Character-based Tools werden Accell/SQL, von Unify Progress, Empress, Ingres/Vision und Recital vom gleichnamigen US- Anbieter mit Sitz in Danvers, Massachusetts, gute Client-Server- Eigenschaften bescheinigt. All diese Werkzeuge, so betont Butler Bloor, arbeiten am besten mit ihrer eigenen integrierten Datenbank.

Von den grafikfaehigen 4GLs erhaelt im Bereich der Midrange-Systeme ein zweites Mal Focus wegen seiner Offenheit gegenueber Fremdprodukten und seinem hohen Grad an Interoperabilitaet eine positive Bewertung. Die 4GL biete mit dem zugehoerigen "Focnet" Kommunikationsmoeglichkeiten zwischen einer Reihe unterschiedlicher Plattformen. Hoch zufrieden sind die Spezialisten auch mit den 4GL-Tools von Sybase und Oracle. Die Werkzeuge seien fuer die Client-Server-Verarbeitung optimiert und unterstuetzten eine Reihe von Netz- und Hardwareprodukten. Lobende Erwaehnung finden zudem Uniface und JAM von der New Yorker Yacc Inc.

Die Marktbeobachter werfen auch einen Blick auf die verfuegbaren objektorientierten Tools und stellen dabei "Windows 4GL" von Ingres in puncto Verteilungseigenschaften ein gutes Zeugnis aus. Das Werkzeug setze auf der Ingres-Technologie auf, insbesondere auf Ingres/Star, mit dem sich die Arbeit im Netz optimieren lasse, und biete Moeglichkeiten, auf fremde Datenressourcen zuzugreifen. Wegen der guten Connectivity zum Mainframe wird auch das Client- Produkt SQL Windows von Gupta Technologies empfohlen.

Sowohl auf der AS/400 als auch in PC-LANs ist Progress das Werkzeug mit der besten Bewertung. Auf IBMs proprietaeren Midrange- Rechnern bietet zudem Focus, erneut wegen der Middleware EDA/SQL, den noetigen Komfort bei der Abfrage IBM-fremder Datenbanken. In PC-LANs koennte kuenftig neben Progress auch Magic, hierzulande im Vertrieb der Tekom GmbH, Gauting, und SQL-Windows von Gupta eine dominierende Rolle spielen. SQL-Windows ist in der Lage, via SQL- Network Daten aus verschiedenen Netzumgebungen herauszuziehen. Butler Bloor sieht in Gupta einen potentiellen Marktfuehrer im PC- LAN-Bereich.

Vor allem bei den Client-Server-Faehigkeiten weisen die Werkzeuge erhebliche Unterschiede auf.