Bluetooth: Zweiter Anlauf für Kabelkiller

09.01.2002
Von Martin Seiler
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bluetooth kommt! Nach überzogenen Anfangserwartungen und einigen Verzögerungen sind nun immer mehr Produkte verfügbar, die die Kurzstreckenfunktechnik beherrschen. 2002 könnte den Durchbruch bringen.

Es wird höchste Zeit für Bluetooth. Die Kurzstreckenfunktechnik hat bereits für viel Furore gesorgt, verfügbare Produkte haben jedoch lange auf sich warten lassen. "Die Hersteller haben gleich zu Beginn eine sehr große Erwartungshaltung erzeugt", kritisiert Sylvio Jelovcich, Senior Director 3Com Product Marketing. Als Folge davon hätten sich viele Anwender mehr von Bluetooth versprochen, als die Technik letztendlich leisten könne. So sei vielerorts schon von einem Ersatz für Funk-LANs die Rede gewesen, was aber nicht der Zweck von Bluetooth sei.

Umfangreiches Produktangebot

Jaap Haartsen, Cheftechnologe für Technology Licensing bei Ericsson, ist hingegen der Meinung, dass der Hype um die Funktechnik durchaus berechtigt und notwendig war, um den Markt für Bluetooth zu forcieren und die Standardisierung voranzutreiben. Jetzt scheint das Verfahren die schwierige Anfangsphase endlich hinter sich zu lassen. Die Hersteller bieten inzwischen eine breite Palette an Lösungen, die von Kopfhörern, PC-Cards, Druckermodulen, Handys bis hin zu digitalen Videokameras reicht. Und dabei handelt es sich nicht mehr um Prototypen, sondern um marktreife Produkte.

Die Technik: Bluetooth benutzt das lizenzfreie Industrial-Science-Medical-(ISM-)Band mit 2,4 Gigahertz. Fester Bestandteil des Verfahrens sind Verschlüsselungs- und Authentifizierungsmechanismen. Zusammen mit dem zugrunde liegenden Frequenzsprungverfahren (pro Sekunde wird nach einem Schema, das vor der Übertragung ausgehandelt wird, bis zu 1600-mal die Frequenz gewechselt) soll dies für ausreichend Sicherheit und Abhörschutz sorgen. Momentan erlaubt Bluetooth wahlweise asynchronen Datenverkehr mit 721 Kbit/s und 57,6 Kbit/s oder synchronen Betrieb mit 432,6 Kbit/s pro Kanal. Außerdem stehen pro Einheit bis zu drei Sprachkanäle à 64 Kbit/s zur Verfügung.

Wenn 2002 das Jahr des Durchbruchs für Bluetooth wird, dann liegt das nicht zuletzt daran, dass die Chips endlich deutlich billiger geworden sind. Bewegten sich die Durchschnittspreise im letzten Jahr noch zwischen 20 und 30 Dollar, so haben sie sich inzwischen auf einem Niveau von etwa zehn Dollar eingependelt. Und die Zeichen stehen gut, dass der ursprünglich von der Bluetooth Special Interest Group (SIG) angepeilte Wert von fünf Dollar pro Chip demnächst Realität wird.