Blackberry schlägt zurück

09.11.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

RIM bemühe sich als Einziger in diesem Umfeld um Sicherheitszertifizierungen, hebt Lazaridis die eigenen Anstrengungen hervor. Andere Hersteller würden den Sicherheitsaspekt dagegen gar nicht berücksichtigen, folgt ein Seitenhieb auf die Konkurrenz. Viele scheuten den Aufwand an Zeit, Geld und anderen Ressourcen.

Für RIM steht viel auf dem Spiel. Weltweit sind 60 000 Blackberry-Server bei rund 40 000 Unternehmen und öffentlichen Organisationen installiert. Etwa 3,65 Millionen Nutzer verwenden die Endgeräte. Die Wachstumskurve zeigt Lazaridis zufolge steil nach oben. Mit fünf Millionen Anwendern rechnet der CEO bis Ende des Jahres. Sollten jedoch die Diskussionen anhalten und es RIM nicht gelingen, die Sicherheit seiner Infrastruktur zu beweisen, könnte die Kurve schnell abknicken.

Die Konkurrenten warten nur auf einen Fehltritt des Branchenprimus. Wettbewerber wie Nokia mit dem "Mobile Business Center" und Microsoft mit "Windows Mobile 5.0" und Erweiterungen des Exchange Server arbeiten mit Hochdruck an eigenen E-Mail-Push-Diensten. Davor ist Lazaridis nach eigenem Bekunden nicht bange. Jedes mobile Endgerät, das im Markt erfolgreich sein solle, müsse kompatibel zu dem Blackberry-System sein, gibt er sich selbstbewusst. Er verweist zudem auf das Lizenzprogramm für die eigenen Protokolle und das Sicherheitsmodell. Hersteller wie Nokia und Palm bieten Geräte für die RIM-Infrastruktur an. Bedenken, andere Anbieter am Blackberry-Geschäft teilhaben zu lassen, hat Lazaridis nicht: "Der Markt ist groß genug."

Die jüngsten Zahlen der Marktforscher bestätigen dies. Laut Gartner wuchs der PDA-Absatz (Personal Digital Assistant) im dritten Quartal 2005 im Jahresvergleich um fast 21 Prozent auf knapp 3,5 Millionen Geräte. Vor allem Handhelds mit E-Mail-Funktionen waren gefragt. Während die klassischen Handheld-Hersteller wie Hewlett-Packard und Palm Anteile verloren, steigerte RIM seine Stückzahlen um 52,6 Prozent auf 862 000 verkaufte Geräte und erreichte damit Platz eins mit einem Marktanteil von 25 Prozent.

Doch auch die Konkurrenz beeindruckte. T-Mobile vervierfachte mit rund 207 000 PDAs seinen Absatz, und Nokia verkaufte aus dem Stand 200 000 Geräte. Um die Konkurrenz auf Abstand zu halten, feilt RIM weiter an der Technik. Ende November soll mit dem Blackberry 8700c die neue Gerätegeneration zunächst in den USA starten. Ein Intel-Xscale-Prozessor vom Typ PXA901 verspricht Lazaridis zufolge eine deutlich verbesserte Leistung.

Außerdem soll der Mobile Data Server (MDS) innerhalb des BES in der nächsten Version 4.1 Web-Services-fähig werden. RIM arbeite beispielsweise eng mit SAP zusammen, berichtet der RIM-CEO. Mit SAPs Definition von aktuell über 500 Web-Services könnten Entwickler künftig einfacher und schneller Applikationen für die Blackberry-Plattform entwickeln. Sollen die Nutzer in Zukunft jedoch über die Blackberry-Architektur auf unternehmenskritische Business-Applikationen und die darin enthaltenen Daten zugreifen, muss der Anbieter bis dahin alle Sicherheitsvorbehalte restlos ausräumen.