Entwicklungspläne auf den Tisch gelegt

Big Blue baut Blade-Server in eigener Regie

17.05.2002
ARMONK (CW) - IBM hat erste technische Details der kompakten Blade-Server bekannt gegeben, die das Unternehmen künftig selber bauen wird. Die Rack-Systeme werden mit drei verschiedenen CPUs ausgeliefert.

Der Blade-Pionier RLX Technologies muss einen weiteren Rückschlag einstecken: IBM hat einen Vertrag über den Vertrieb der mit Transmeta-CPUs ausgestatteten RLX-Blades nicht verlängert, sondern wird die kompakten Server für Racks künftig in eigener Regie fertigen. "Bladecenter" nennt Big Blue die eigenen Produkte, die noch im dritten Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen sollen.

Anders als die bisherigen RLX-Systeme werden die Bladecenter sowohl mit Xeon- und Itanium-CPUs von Intel als auch mit IBMs Power-Prozessoren bestückt sein. Unbekannt ist, ob IBM den P4-Chip verwenden wird, der sich in den Servern p670 und p690 findet. IBM wird die Blades mit jeweils zwei Prozessoren und einem Gigabit-Ethernet-Anschluss ausstatten. Die ersten Blades dürften noch ziemlich massiv ausfallen; denn laut der jetzigen Ankündigung möchte IBM "die doppelte Dichte gegenwärtiger 1U-Server" anbieten. Das liefe auf maximal 84 Blades mit 168 CPUs in einem Rack hinaus.

Allerdings wird IBM nach Angaben von Tim Dougherty, dem Direktor der Abteilung Server Blades in Armonk, nicht nur Rechner-Blades auf den Markt bringen, sondern auch "Totalstorage"- und verschiedene Netzwerk-Blades. Technische Details dieser Systeme wurden noch nicht preisgegeben. Alle Komponenten in IBMs Bladecenter-Konzept sollen "no single point of failure" bieten, dürften also redundant ausgelegt und im laufenden Betrieb zu wechseln sein.

Die Bladecenter werden mit Linux und Microsoft-Windows-Betriebssystemen laufen. Ihre System-Management-Umgebung wird "IBM Director" sein, die der Anbieter soeben um "Raquarium"-Technologie erweitert hat. Sie soll es möglich machen, Hunderte Blades remote und grafisch unterstützt zu steuern. Auch kann das Administrationssystem entlang voreingestellter Parameter Blades zu- oder abschalten beziehungsweise ihnen neue Tasks zuweisen. Hinzu kommen ungenannte Komponenten aus dem Projekt "Eliza", die "Selbstheilungstechnologien" gegen Hard- und Softwarefehler mitbringen sollen (siehe Kasten "Neue Eliza-Produkte").

IBM hat angekündigt, die Bladecenter würden "Infiniband-ready" auf den Markt kommen und bestehende Internet-Protocol-Standards unterstützen. Allerdings ist in der Ankündigung vom Compact-PCI-Standard (cPCI) ebensowenig die Rede wie von dessen Erweiterung "Open Blade", die HP kürzlich vorgeschlagen hat. Ergo ist zu erwarten, dass IBM wie die Konkurrenz proprietäre Hardware-Schnittstellen implementieren wird, die ein Mix von Blades unterschiedlicher Anbieter in einem Rack unmöglich machen.

Anders als die frühen Blade-Pioniere positioniert IBM seine kompakten Systeme nicht als Spezialrechner für Telekommunikationsanbieter, Service-Provider oder Unternehmen mit großem Web-Server-Bedarf. IBM zielt zwar auf Highend-Umgebungen, geht aber davon aus, dass seine Bladecenter auch als Applikations- und Datenbank-Server Verwendung finden werden. (ls)