Berater am Ende der Talsohle

16.06.2004
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

"Die Kunden haben zurückhaltend in große Softwareprojekte investiert, weshalb Beratungs- und Integrationsaufgaben weggefallen sind", fasst Lünendonk das dritte Jahr der Krise zusammen. Die einst von zweistelligen Wachstumsraten erfolgsverwöhnten IT-Berater "freuen sich heute schon über einen Anstieg der Einnahmen von null bis fünf Prozent". Dabei sei die Situation fast ausgewogen: "Alle haben Probleme und erleben die Endlichkeit des Markts." Laut dem Beratungsunternehmen Diebold/Detecon schrumpfte das Gesamtvolumen von 12,8 Milliarden um sieben Prozent auf 11,9 Milliarden Euro. Davon nahmen die Top 25 rund fünf Milliarden Euro oder 42 Prozent ein - im Jahr 2002 waren es noch 48 Prozent gewesen.

Auch im laufenden Jahr werde die Konsolidierung anhalten, prognostiziert Lünendonk, denn die unabhängigen Systemintegratoren würden zusätzliche Konkurrenz bekommen: "Softwarehäuser steigen in den Markt ein und integrieren nicht nur die eigenen Programme, sondern auch Tools von Drittanbietern". Ein deutliches Signal dafür sei die Übernahme der SAP SI AG durch den Mutterkonzern gewesen.

Dennoch sieht der Listenmacher einen Silberstreif am Horizont für die IT-Berater und Systemintegratoren. "Alle Dienstleister, die nur knapp verloren haben oder auf gleicher Umsatzhöhe durchs Ziel gekommen sind, waren unter dem Strich erfolgreicher als im Vorjahr." Reduzierte Preise und schrumpfende Auftragsvolumina konnten durch Neuakquisitionen wettgemacht werden. Dass einige Firmen erfolgreich gewirtschaftet hätten, schlage sich indes nicht wie in den Vorjahren in deutlichen Umsatzsteigerungen nieder.

Für das laufende Jahr könne man Lünendonk zufolge "durchaus zuversichtlich sein", auch wenn er das Wachstum des Gesamtmarkts auf gerade einmal zwei Prozent schätzt. Der Investitionsstau löse sich zwar nicht in einer großen Welle, aber immerhin langsam auf: "Die steten Hard- und Software-Releases setzten die Anwender unter Zugzwang, neue Plattformen zu errichten." Zudem müssten immer weniger Mitarbeiter immer mehr bewegen: "Das geht in der Regel nur mit intelligenten IT-Systemen." Lünendonks Fazit: "Der Markt stellt sich auf den ersten Blick düsterer dar, als er in Wirklichkeit ist."