Benchmarking erfordert Mut zur Ehrlichkeit

25.09.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Das Volumen des deutschen Marktes für reines IT-Benchmarking wird von Beobachtern auf rund 20 Millionen Euro pro Jahr geschätzt - konkrete Zahlen liegen nicht vor. Die meisten Spezialisten sind privat geführte Beratungshäuser und weisen keine Ergebnisse aus. Eine IT-Standortbestimmung kostet den Kunden - grob geschätzt - rund 60000 Euro und dauert vier Wochen bis drei Monate, berichtet Thomas Karg, Chef der Münchner Benchmarking-Beratung Maturity. Jochen Michels verlangt für den Vergleich der Arbeitsplatzkosten etwa 6000 bis 10.000 Euro.

In Relation zum Volumen eines typischen IT-Consulting-Projekts sind das Peanuts - doch im Gegensatz zu den meisten Vertretern der Beratungsszene rechnen Anbieter wie Maturity, Gartner und Compass für 2003 dennoch mit einem Umsatzwachstum zwischen zehn und 15 Prozent. Ob sie nun wollen, oder nicht - die Anwender müssen sich den Fehlern stellen: "Augen zu und durch geht heute nicht mehr", kommentiert Karg.

Prozesse statt "Blech und Software"

Da die Nachfrage nach reinem Benchmarking schwächelt, haben sich die IT-Prüfer nach zusätzlichen Geschäftsfeldern umgeschaut. "Das reine technische Messen", sagt Mipcost-Chef Krause, "ist nicht mehr das primäre Ziel." Zunehmend sei ein Benchmarking gefragt, das betriebswirtschaftliche Größen mit einbezieht. Der Trend gehe zum Prozess-Benchmarking, da das größte Verbesserungspotenzial nicht in der Software liege, sondern in den Ressourcen für die Administration der IT.

"Die Anwender wollen ihre Prozesse mit dem Markt vergleichen", hat auch Maturity-Chef Karg festgestellt. "Blech und Software" seien zwar nach wie vor ein Thema, die Musik spiele aber im Bereich der Prozessoptimierung. Zwar würden auch hier nicht die Bäume in den Himmel wachsen, aber verglichen mit anderen IT-Segmenten sei dies immer noch ein interessantes Geschäft: "Die Prozessoptimierung brennt jedem Anwender auf den Nägeln", berichtet Karg.

Das haben auch die klassischen Unternehmensberatungen erkennt, die zunehmend eigene Benchmarking-Angebote im Sortiment haben. An Selbstsicherheit mangelt es den kleinen Spezialisten indes nicht: "Wir machen in der Regel Festpreisprojekte mit einem definierten Ziel und einem garantierten Ergebnis", so Compass-Chef Lippert. "Klassische Beratungsprojekte können dies nur selten vorweisen."