Benchmarking erfordert Mut zur Ehrlichkeit

25.09.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Mit dem Rasenmäher gegen Kostenspitzen

Von der Krise und den schrumpfenden DV-Budgets hat die klassische, zahlengestützte Benchmarking-Branche nicht signifikant Kapital schlagen können. Außerdem leidet auch sie unter dem allgemeinen Preisverfall für Dienstleistungen. Dabei können die Erkenntnisse der Benchmarks dem IT-Leiter helfen, die Schwachstellen seiner Systeme einzugrenzen und, was noch wichtiger ist, die Stärken zu erkennen. Doch die Realität sieht oft anders aus: "Die Anwender gehen noch häufiger als vor einem Jahr mit dem Rasenmäher über ihre Kosten", kritisiert Olaf Krause, Geschäftsführer der Mipcost GmbH.

Der Limburger R/3-Benchmarking-Spezialist kennt Anwenderunternehmen, die so tief in der finanziellen Klemme stecken, dass ein "konstruktives Sparen" kaum mehr möglich ist. Außerdem seien zunehmend manipulierbare Messgrößen gefragt, hinter denen sich IT-Verantwortliche gegebenenfalls verstecken könnten. In gezieltes Benchmarking werde 2003 weniger investiert, denn "das erfordert Ehrlichkeit, und es werden ehrliche Ergebnisse erzielt", so Krause. Dazu ist nicht jeder bereit.

In der Regel wird ein Benchmarking-Projekt bei gravierenden Veränderungen im Unternehmen gestartet: Neue Finanzvorstände oder IT-Leiter wollen eine "neutrale Standortanalyse", sagt Gartner-Manager Albrecht. Alternativ kommen die IT-Prüfer ins Haus, wenn die Firma in eine andere Organisationsstruktur überführt werden soll. So lassen sich die gewonnenen Erkenntnisse als Munition für interne Rivalitäten nutzen - je nach Bedarf von beiden Seiten.

Ist Benchmarking also die moderne Variante der antiken Numerologie? "Am Ende eines Projekts sollte nicht ein Zahlenvergleich, sondern ein Maßnahmenplan stehen, der sich auf diese Zahlen stützt", argumentiert Martin Lippert, Geschäftsführer der Compass Deutschland GmbH, einem Branchenpionier. Seiner Erfahrung nach sind Benchmarks schon immer als Werkzeug eingesetzt worden, um die eigene Leistung zu bestätigen und damit Budgets abzusichern. "Doch dieses Geschäft ist deutlich zurückgegangen", berichtet Lippert.

Die 20-Millionen-Euro-Nische