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BCG: Aufsteigen und tief tauchen

07.03.2003
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Juliane Kronen kam nach fünf Jahren Forschungsarbeit für die Gesellschaft für Datenverarbeitung in St. Augustin und ihrer Promotion in Wirtschaftsinformatik 1994 zu Boston Consulting. Heute arbeitet sie nicht nur in der Praxisgruppe IT, sondern ist eine von 70 Partnern und damit Teil des Führungskreises von BCG in Deutschland. Die 39-Jährige hat die alle zwei bis drei Jahre vorgegebenen Karriereschritte, von Associate über Projektleiter und Manager bis hin zum Partner, alle gemeistert - auch deshalb, weil sie sich ein dickes Fell zugelegt hat: Als Frau in der strategischen IT-Beratung machte Kronen die Erfahrung, dass "die Kunden anfangs immer testen, wo man steht und ob man was kann." Aber da müsse jeder durch. Auch als Berater muss man für die eigene Meinung stehen und diese artikulieren. Prozesse lediglich zu moderieren reicht nicht aus." Die Tatsache, dass sie promoviert hatte, half ihr als Beweis ihrer Kompetenz aber schon so manches Mal beim Kunden weiter.

IT ist kein Selbstzweck

Wer sich als Informatiker für Boston Consulting entscheidet, den erwartet nicht nur das Up-or-out-Prinzip - wer den nächsten Karriereschritt in der vorgegebenen Zeit nicht schafft, muss das Unternehmen verlassen (jährlich gehen etwa 15 Prozent) -, sondern auch andere Aufgaben als in der klassischen IT-Beratung. Dazu Kronen: ".NET oder Java ist für uns eine nachgelagerte Frage. In unseren Projekten beschäftigen wir uns nicht mit Implementierung, sondern mit grundsätzlichen Fragen der IT-Wertschöpfung: Wie muss eine Architektur der Systeme, die sich am Geschäft orientiert, aussehen? Wie muss die IT in einem Unternehmen organisiert werden? Ist Outsourcing wirklich eine Alternative?" Die Arbeit beginne immer damit, gemeinsam mit den Geschäfts- und IT-Verantwortlichen des Kunden die Geschäftsanforderungen an die IT zu definieren und neue Geschäftsfelder zu ermitteln, die durch IT ermöglicht werden. Für Kronen ist die IT immer ein Vehikel, um die Strategie eines Unternehmens umzusetzen, und nie Selbstzweck.

Spagat für Berater

Auch Informatiker Andreas Dietze musste bisher nicht programmieren, sondern beschäftigte sich in seinen Projekten bisher vor allem mit Analysen. So bekam er zum Beispiel die Aufgabe, das IT-Investitionsvorhaben eines internationalen Großkonzerns einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu unterziehen: "Wir analysierten sowohl die Kosten für mögliche Investitionen in Netzwerke und Mail-Server als auch die Ausgaben, die auf den Kunden zukommen würden, wenn er nicht in die IT-Infrastruktur investiert.

Um den Nutzen der neuen Infrastruktur zu ergründen, führten wir zahlreiche Interviews mit den Mitarbeitern der Fachabteilungen. Dabei mussten wir berücksichtigen, dass immer auch die jeweilige Interessenlage eine Rolle spielte." Das Ergebnis war, dass das Projekt nicht umgesetzt wurde, da den Investitionen im dreistelligen Millionenbereich zu wenig konkreter Nutzen gegenübergestanden wäre.

Ob es nun die Verbesserung der Anwendungsentwicklung in einem Versicherungskonzern, oder die Entwicklung einer E-Commerce-Strategie für einen Automobilhersteller ist, für all diese IT-Projekte setzt BCG auf Berater, die scheinbare Gegensätze vereinen, wie Kronen verdeutlicht: "Unsere Berater brauchen einerseits den Blick fürs große Ganze, also die Fähigkeit, gleich einem Helikopter abzuheben. Andererseits ist gerade in der Praxisgruppe IT technisches Wissen gefordert, sie müssen gleich einem Fischreiher sehr tief tauchen, die aktuellen Technologien kennen und wissen, wie Systeme strukturiert sind. Dieser Spagat ist manchmal sehr anstrengend."

The Boston Consulting Group
Ludwigstraße 21, 80539 München.
www.bcg.de
Weitere Standorte: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln und Stuttgart.
Ansprechpartner für Bewerber:
Norddeutsche Region: Ingrid Samuel, 02 11/ 30 11-32 00;
Süddeutsche Region: Inka Rethfeldt, 0 89/ 23 17-43 61;
recruiting.de@bcg.com

Umsatz (2002): 258 Mio. Euro
Mitarbeiter: 590 Berater
Einstellungsbedarf in 2003 (Universitätsabsolventen und Young Professionals ): über 100 Berater und 80 Visiting Associates
Fachrichtungen: Wirtschaftswissenschaften, Ingenieur- oder Naturwissenschaften, Informatik, Geisteswissenschaften
Qualifikationen: Ausgezeichneter Universitätsabschluss, Praktika (idealerweise mit Wirtschaftsbezug), ein- oder mehrsemestriger Auslandsaufenthalt, sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse, außeruniversitäres Engagement.