AVL List trickst den SAP-Standard aus

20.09.2006
Von Thomas Kircher

Das Unternehmen hatte schon 1996 entschieden, seine ERP-Anwendungen auf SAP-Software aufzubauen. Die CRM-Software der SAP als IT-Plattform für E-Spares sollte nun die Integration mit den Prozessen der Unternehmenssoftware erleichtern.

Kunden haben viel Auswahl

Bald konnten die AVL-Kunden über den Webshop auf den aktuellen Teilekatalog zugreifen und online Preis und Verfügbarkeit abrufen. Manche nutzten auch die Möglichkeit, ihre eigene ERP- und Beschaffungslösung über offene Schnittstellen wie BMEcat/ cXML oder Eclass/UNSPSC direkt anzubinden. Darüber hinaus ist E-Spares auf B-to-B-Online-Marktplätzen wie Covisint oder SupplyOn vertreten. "Indem wir unseren Kunden mehrere Kommunikationsmedien anbieten, können sie ihre Transaktionskosten senken", sagt Holzer.

Um die Lieferzeiten innerhalb der angestrebten 24-Stunden-Frist zu halten, sind neben dem Hauptlager in Graz auch die Ersatzteillager in China, Indien, Japan, Nordamerika und Korea komplett in die IT integriert. "Die Nettolieferzeit betrug auch früher teilweise 24 Stunden", erläutert Holzer, "aber ohne eine IT-gestützte Ersatzteil-Management-Lösung ließ sich die Verfügbarkeit der Komponenten und damit auch die Lieferzeit nicht garantieren."

Projektsteckbrief

  • Projektart: Ersatzteil-Management-System mit zweistufiger Verfügbarkeitsprüfung.

  • Branche: Automobilzulieferer.

  • Zeitraum: von 2002 bis 2005.

  • Produkte: SAP R/3, Mysap CRM und SAP APO.

  • Dienstleister: MHP, Freiberg am Neckar.

  • Herausforderung: Anpassung des SAP-Standards durch Nutzung von Business-Add-ins auf Basis von Abap und Abap Objects.

IT-Berater sind ratlos

Um diesen Unsicherheitsfaktor zu beseitigen, musste eine zweistufige Verfügbarkeitsprüfung in den Webshop integriert werden. Der Plan sah vor, die Verfügbarkeit eines Artikels zuerst in dem für den Kunden relevanten lokalen und anschließend im Zentrallager in Graz zu prüfen. Das Ergebnis sollte der Kunde manuell ändern können - und damit interaktiv entscheiden, ob er aus dem lokalen oder zentralen Lager beliefert werden wolle oder gar eine Mischform wünsche. So könne er selbst zwischen einer teuren Einzellieferungen oder eine preiswerteren Sammellieferungen wählen.

AVL versuchte drei Jahre lang, dieses Vorhaben umzusetzen, doch von den hinzugezogenen IT-Beratern war niemand in der Lage, alle Anforderungen zu erfüllen. Erschwerend kam hinzu, dass aus Controlling-Gründen keine Unterpositionen erzeugt werden durften, denn AVL verrechnet nur auf Hauptpositionsebene. Der Standard von SAP APO bildet jedoch Lieferaufteilungen mit Unterpositionen ab. Außerdem sollte die Disposition weiterhin in SAP R/3 erfolgen.