Werner Strub, Chef der Karlsruher Abas Software AG, hat etwas von einem Pionier. Der mittelständische ERP-Lieferant lässt seinen Kunden die Wahl des Server-Betriebssystems zwischen verschiedenen Unix-Derivaten, Microsoft und Linux - Letzteres bereits seit 1995. Er sei damals von seinen Entwicklern mit der Open-Source-Software "überrascht" worden, sagt Strub rückblickend und räumt ein: "Ich habe zuerst gar nicht gewusst, worum es sich dabei dreht, und die Leute einfach mal machen lassen." Ausgezahlt hat sich das Laissez-faire für das Unternehmen, denn "kurz danach kam der erste Linux-Kunde." Inzwischen läuft rund die Hälfte aller Abas-Installationen auf dem offenen System.
Server-Umstieg nur komplett
"Mittelständler wollen Linux", sagt auch der Flensburger IT-Berater Lukas Mensinck. Als Hinderungsgrund habe sich bislang aber oft erwiesen, dass viele ERP-Programme nicht unter dem quelloffenen Betriebssystem einsetzbar waren. Mensincks Begründung: "Wenn Mittelständler umsteigen, dann komplett." Schließlich soll die Server-Landschaft "aus einem Guss" sein.
Doch die Zeiten ändern sich, und mit ihnen auch die ERP-Anbieter - halb wurden sie gezogen, halb sanken sie dahin. Im Jahr 2004 ist Abas beileibe kein Einzelfall mehr, Linux gewinnt zunehmend Anhänger unter den Lieferanten von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. Firmen wie Infor und Proalpha unterstützen schon länger das Open-Source-OS, CSB-System hat seinen CeBIT-Stand im vergangenen Jahr provokant zur "Microsoft-freien Zone" erklärt. Die Ulmer Wilken GmbH setzt seit rund zwei Jahren auf Linux, Soft M und Bäurer starten in diesem Jahr mit neuen Programmen. Die Verfügbarkeit von ERP-Systemen sei ein wichtiger Faktor für die Verbreitung von Linux, glaubt IT-Berater Mensinck, denn "Open Source kommt dadurch aus der ,Freak-Ecke' heraus".