Auf RFID ist die IT schlecht vorbereitet

18.02.2004
Von Dieter Sinn

Dies wirft die Frage auf, ob sich in Deutschland eigentlich die IT-Anbieter, Verbände und Organisationen ausreichend mit der Thematik beschäftigen. RFID wird in der Öffentlichkeit häufig als Risiko für den Datenschutz diskutiert, die Wirtschaftspotenziale werden hingegen zu wenig durchleuchtet. Der Datenschutz und die Wahrung von Konsumenteninteressen sind selbstverständlich zu regeln. Notwendig wäre aber auch mehr Kooperation der IT-Hersteller, um unterschiedliche Systeme aufeinander abzustimmen.

Innerhalb der Anwenderunternehmen heißt es, Produktions-, Logistik- und Vertriebssysteme miteinander verbinden sowie firmenübergreifend Standards und Schnittstellen entwickeln. Die Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette muss noch enger werden. Gemeinsam mit ihren Zulieferern oder Abnehmern sollten die Firmen evaluieren, wo RFID eingesetzt werden könnte und welche Vereinbarungen dazu nötig sind. Oft geht es nicht ohne einen Interessenausgleich. Beispielsweise entstehen beim Hersteller Kosten für die Integration der Chips in die Produkte, die in der Supply Chain nachfolgende Firma hingegen hat nur Vorteile, weil sich dort die Eingangsprüfung verbessert oder verbilligt.

Interne Insellösungen reichen nicht

Last, but not least hat das Thema auch eine gesellschaftliche Dimension. Schließlich wird mit RFID menschliche Arbeitskraft durch Kapital und Technik ersetzt. Also droht ein Arbeitsplatzschwund in Handel und Logistik. Um so wichtiger ist es daher, die durch RFID entstehenden Wirtschafts- und Beschäftigungsmöglichkeiten in der heimischen IT-Branche zu forcieren. Das geht nur, indem die Systemlösungen hierzulande mitentwickelt und vertrieben werden.

Es ist ein erster Schritt, die heutige Einsatzreife der RFID-Technik in firmeninternen Insellösungen zu erkunden. Das genügt aber nicht. Bei Produktherstellern, im Handel und in der Logistik fehlen bislang Analysen zu den Einsatzfeldern der RFID-Technik in fünf oder mehr Jahren sowie Überlegungen dazu, wie dann die Prozesse und Systeme aussehen werden. Die Unternehmen sollten sich die Frage stellen, ob sie selbst eine Systemführerschaft anstreben oder ob sie sich eher an den Logistiksystemen von Geschäftspartnern oder dominanten Wettbewerbern orientieren wollen. Ausgehend von solchen Überlegungen muss das Business-Management die Optimierung der internen Abläufe und die firmenübergreifenden Collaboration-Prozesse planen.