Auf RFID ist die IT schlecht vorbereitet

18.02.2004
Von Dieter Sinn
Funketiketten ermöglichen die elektronische Identifikation von Waren und Gütern. Bisher überwiegen firmeninterne Insellösungen. Mehr Nutzen entsteht beim firmenübergreifenden Einsatz, aber dafür sind viele Voraussetzungen erst noch zu schaffen - ganz besonders in der IT-Architektur.

Skipässe oder die Armbänder in Badezentren sind länger bekannte Beispiele dafür, wie sich Identifikationsnummern aus kleinen, oft batterielosen Chips über Funk auslesen lassen. Die Technik der Radio Frequency Identification (RFID) ist also keineswegs neu. Auch in der Tieridentifikation finden die RFID-Chips bereits Einsatz; in Glasröhrchen eingebaut, werden sie an die Ohren geklipst. Oder sie landen - in große, schwere Porzellanteile eingegossen - im Pansen von Kühen und Ochsen, wo sie ein Rinderleben lang bleiben.

Neue Einsatzfelder kommen hinzu: Büchereien kleben die Smart Tags in die zum Verleih stehenden Medien. Das ist kein Problem, denn ein solcher Chip besteht aus einem nur sandkorngroßen Halbleiterschaltkreis, der in eine flexible Folie eingebettet ist, auf die wiederum die Antenne aufgedruckt wird. Beim Ausleihen beispielsweise sendet dann eine Antenne am Ausgabeschalter Befehle an den Chip. Dieser "antwortet", indem er das Sendefeld im Bit-Takt belastet. Diese Feldschwankungen stellen das Lesesignal dar. Ihre Energie beziehen die Chips ebenfalls aus dem Sendefeld. Daher liegt die Lesedistanz meist in der Größenordnung eines Meters. Bücher mit Smart Tags können auch im Self-Service zurückgegeben werden - über eine Klappe, die einem Flaschenrückgabeautomaten ähnlich sieht. Zudem lässt sich das Sortieren der Bücher elektronisch unterstützen, und über Antennen am Ausgang ist eine Diebstahlsicherung möglich.

Dass Handelsketten vorhaben, die Chips bald intensiv zu nutzen, überrascht nicht, denn für ihre Logistik birgt die RFID-Technik weitere Vorteile. Bei der Anlieferung größerer Gütermengen gestaltet sich eine Eingangskontrolle bisher meist aufwändig. Ein Barcode-Aufdruck kann zwar mit einem Lesegerät erkannt werden, dabei ist aber oft Handarbeit nötig. Wenn die Waren in größeren Gebinden stecken, beispielsweise in einem Transportcontainer, lohnt die erforderliche Zerlegung der Ladung häufig nicht; Differenzen zwischen der Soll-Lieferung und dem Ist-Status werden hingenommen. Sind die Waren aber jeweils mit einem Chip ausgestattet, wird die ganze Ladung in einer "Pulk-Erfassung" berührungslos ausgelesen, sobald der Container ein Antennenportal passiert. Diese Pulk-Erfassung ist allerdings heute noch ein Schwachpunkt der Technik, oft werden nicht alle Chips erkannt.