ASP kämpft mit technischen Hürden

08.11.2001
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Die gesamte Verarbeitungslogik findet hingegen auf dem Applikations-Server beim ASP-Anbieter statt. So lange der Anwender mit der gemieteten Applikation arbeitet, passieren nur geringe Datenmengen das Netz (in der Regel eine Weitverkehrsstrecke), so dass vorhandene Übertragungsverfahren wie ISDN oder analoge Anschlüsse ausreichen.

Das ändert sich schlagartig, wenn Druck-Jobs ausgelöst werden, denn dann müssen Pakete im Megabit-Bereich übertragen und durch das Nadelöhr der letzten Meile geschleust werden. Selbst zwei gebündelte ISDN-Kanäle mit 128 Kbit/s dürften für derartige Anforderungen zu schmal sein. Breitbandige Mietleitungen sind dagegen zu teuer und würden die Wirtschaftlichkeit eines ASP-Angebots in Frage stellen. Eine zumindest theoretische Lösung des Problems kommt in Form der xDSL-Technik daher, doch mit der Verfügbarkeit hapert es in Deutschland.

Mangelnde Bandbreite in Deutschland

Breite Anschlussmöglichkeiten bietet derzeit einzig die Deutsche Telekom. Ihr „T-DSL“-Paket soll derzeit bereits in 600 Ortsnetzen verfügbar sein, das heißt allerdings keineswegs, dass jedes kleine und mittelständische Unternehmen einen Zugang bekommen kann. Besonders in ländlichen Gegenden liefert die Online-Verfügbarkeitsprüfung häufig Ergebnisse der Art: „Ihr Anschlussbereich wird voraussichtlich bis zur 43. Kalenderwoche 2002 ausgebaut. Wir nehmen gerne Ihre Bestellung an. Eine definitive Anschlusszusage und einen definitiven Termin können wir Ihnen erst nach Messerkundung erteilen.“ Zudem sind Wartezeiten von mehreren Monaten keine echte Alternative für ASP-Interessenten.

Die ASP-Anbieter testen derzeit noch verschiedene Verfahren, dem Druckproblem Herr zu werden. Die Datev versucht beispielsweise, Druckdaten auf Seiten des Windows Terminal Servers in ein Portable Document Format (PDF) zu wandeln und zu übertragen. Auf der Client-Seite ist ein Reader (etwa Adobe Acrobat) samt Verarbeitungsintelligenz erforderlich, so dass die Daten lokal aufbereitet und an den Drucker weitergeleitet werden können.

Abschließende Erkenntnisse über die Funktionsfähigkeit dieses Verfahrens gibt es bisher nicht, die Datev experimentiert noch. Einsteinet hingegen versucht sich an der Technik des Load Balancing. Das Nadelöhr der letzten Meile, die nach wie vor fest in Telekom-Hand ist, wird damit aber nicht vergrößert. Datev-Mann Kempf rät daher jedem, der mit dem Einsatz von Mietsoftware liebäugelt: „Schauen Sie sich den erwarteten Druck-Output an, bevor Sie sich entscheiden.“