Tom DeMarco

"Arbeitnehmer brauchen mehr Freizeit"

13.02.2009
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Wie sich Unternehmen gegen die Krise stemmen

CW: Warum werden Unternehmen, die ihre Effizienz maximieren, unbeweglich? Was können sie dagegen tun?

DeMarco: Wir müssen unsere Einstellung zum Thema Unternehmenseffizienz grundlegend überdenken. In den vergangenen 20 Jahren haben wir immer über mehr Effizienz nachgedacht, dabei aber die Effektivität vergessen. Wenn Sie mehr Arbeit von immer weniger Leuten erledigen lassen, gehen Sie ein hohes Risiko ein. Je höher die Arbeitsbelastung jedes Einzelnen, desto länger braucht er, anfallende Aufgaben zu erledigen. Das Wichtigste ist, die Gefahr der Effizienzsteigerung zu erkennen. Leider redet außer mir kaum jemand darüber.

CW: Welchen Beitrag kann die IT in der Krise leisten?

DeMarco: Ohne Globalisierung hätten wir keine Krise. Wenn Outsourcing in Länder wie beispielsweise Indien nicht möglich wäre, wären die Zeiten nicht so schlecht. Die IT-Industrie hat diese Entwicklung mit ermöglicht, wir sind die unmittelbaren Förderer der Arbeitsverschiebung aus der entwickelten in die unterentwickelte Welt. Das ist unangenehm, langfristig aber sehr gut für alle. Ein Beispiel: In den kommenden zehn Jahren wird besonders der Einsatz von Telepresence-Systemen (hochauflösende 3D-Videokonferenzsystemen) zunehmen, sodass sich jeder mit jedem unmittelbar vernetzen kann. Für mich die "Killer-App" der kommenden Jahre; sie wird die (Arbeits-) Welt verändern. Für die Wirtschaft heißt das, dass Menschen weniger reisen werden und mehr von daheim erledigen können. Ob diese Entwicklung jedoch schnell genug passiert, dass sie uns gegenwärtig weiterhelfen kann, weiß ich nicht.

CW: Reagieren die Unternehmen richtig, wenn sie jetzt Leute entlassen?

DeMarco: Die Mitarbeiter, die jetzt ihre Arbeit verlieren, sind kaum zurückzubekommen. In zwei Jahren werden wir einen Höhepunkt des IT-Fachkräftemangels erleben. Unternehmen werden ihre Entlassungen bereuen, wenn sie dann genau die Leute brauchen, denen sie vorher gekündigt haben. Das heißt nicht, dass Unternehmen jetzt nicht sparen sollten, aber sie sollten sich ganz genau überlegen, wo.