Fotos: Deutsche Telekom
Kai-Uwe Ricke hat alles richtig gemacht: den Vorstand verkleinert, neue Führungsstrukturen geschaffen, den Schuldenabbau in die Wege geleitet, das operative Geschäft stabilisiert. Sechs Monate nach seinem Amtsantritt kann der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom - auf den ersten Blick betrachtet - eine beachtliche Zwischenbilanz vorweisen. Den Lohn für dieser Arbeit erntete Ricke vergangene Woche in der Köln-Arena. Rund 7000 Aktionäre spendeten ihm nach seinem „Rechenschaftsbericht“ einen mehr als höflichen Applaus. Doch die Aktionäre waren nicht nur vom zupackenden Stil des neuen Telekom-Frontmannes beeindruckt, sondern auch von einem konkreten Versprechen. Wenn man sich im nächsten Jahr wiedersehe, werde er entsprechende Resultate in puncto Wiedergewinnung der strategischen und finanziellen Handlungsfähigkeit präsentieren, so Ricke. Und er hoffe, „dass sich dies bis dahin auch im Aktienkurs widerspiegelt“.
Ob Ricke mit dieser „Roadmap“ ohne Blessuren ins Ziel kommt, ist jedoch fraglich - zumindest, was die von ihm genannte zeitliche Perspektive angeht. Denn die Altlasten der Ära Sommer und die damit verbundenen Risiken wiegen schwer. Noch immer stehen mehr als 56 Milliarden Euro Schulden in der Bilanz, zusätzlich drohen Abschreibungen in Milliardenhöhe im Zusammenhang mit der UMTS-Lizenz, anhängige Aktionärsklagen wegen angeblichen Prospekt- und Emissionsschwindels könnten weiteres Ungemach bedeuten. Vor allem aber sind es die „Baustellen“ in der von seinem Vorgänger propagierten Vier-Säulen-Strategie - also die Fokussierung auf das Festnetz- und Mobilfunkgeschäft, IT-Services und die Internet-Tochter T-Online.
Das sehen auch die meisten Analysten so, die die T-Aktie derzeit zum Kauf empfehlen, aber vorerst nur mit einem Kursniveau zwischen 13 und 15 Euro rechnen. Kleinaktionäre, insbesondere diejenigen, die erst beim zweiten und dritten Börsengang einstiegen, erwarten jedoch mehr. Beim Schuldenabbau gebe es erste Fortschritte, im Festnetz und im Mobilfunk zeigten sich dank T-DSL beziehungsweise kontinuierlich steigender Kundenzahlen bei T-Mobile USA „interessante Entwicklungen“, heißt es dennoch in einer aktuellen Analyse der HypoVereinsbank (HVB), die das Papier als „Outperformer“ einstuft. Und wie viele seiner Kollegen ist HVB-Analyst Stefan Borscheid vom ersten Quartal angetan, in dem es dem Bonner Carrier gelang, mit einem überraschend hohen Nettogewinn von 853 Millionen Euro in die schwarzen Zahlen zurückzukehren. Aber die Ertragskraft aller operativen Sparten ist mit Ausnahme des klassischen Festnetzgeschäfts nach wie vor zu gering. Vorstandschef Ricke