So klappt es mit der neuen Stelle

5 Tipps für IT-Führungskräfte im Bewerbungsgespräch

11.03.2024
Von 
Katrin Hartmann ist Personalchefin bei Cisco Deutschland.
Kandidaten für IT-Führungspositionen sollten in einem Vorstellungsgespräch proaktiv sein, einen großen Fokus auf Kultur und Softskills legen und ihre eigene Story parat haben.
Führungskräfte dürfen das Vorstellungsgespräch durchaus als Bühne nutzen, um ihre Geschichte glaubwürdig zu erzählen - aber eben nicht als Show.
Führungskräfte dürfen das Vorstellungsgespräch durchaus als Bühne nutzen, um ihre Geschichte glaubwürdig zu erzählen - aber eben nicht als Show.
Foto: stockfour - shutterstock.com

Trotz Fachkräftemangel ist eine Zusage für den neuen Job kein Selbstläufer. Denn so manche Kandidaten bereiten sich nicht ausreichend auf die Bewerbungsgespräche vor. Auch Führungskräfte treten immer wieder in Stolperfallen. Doch es gibt ein paar nützliche Hinweise, um dies zu vermeiden:

  • Entwickle deine eigene Story für die Positionierung

Führungskräfte sollten das Gespräch als Bühne nutzen, um ihre Persönlichkeit und Motivation darzulegen: Wer bin ich? Was kann ich? Was sind meine Vorstellungen? Mit diesem Teil beginnen viele Gespräche, damit das Unternehmen feststellen kann, ob der Kandidat oder die Kandidatin in die Firmenkultur passt.

Dabei darf sich der Bewerber weder zu sicher noch zu unsicher sein. Wer glaubt, den Job schon in der Tasche zu haben, gibt sich häufig zu wenig Mühe, die eigene Positionierung glaubwürdig darzulegen. Wer motiviert ist und gut darlegen kann, was ihn beziehungsweise sie auszeichnet, hat bessere Chancen.

Eine gute Geschichte ist die halbe Miete

Bei klassischen Unternehmen kommt es oft gut an, dass man sich auf die Anzeige bezieht und erklärt, warum man der/die Richtige für diese Position ist. Der Spieß hat sich bei IT-Unternehmen umgedreht: Bewerber werden von Recruitern angesprochen und müssen zeigen: Warum orientiere ich mich um? Wie sieht meine Vision aus, was motiviert mich, wo ziehe ich meine Energie her? Ein interessanter Spannungsbogen ist hier schon die halbe Miete.

  • Überlege dir, welche Kultur du brauchst

Und da sind wir schon beim wichtigsten Punkt: Vor der Bewerbung sollte man sich überlegen, ob die Firmenkultur wirklich passend ist. Wer gerne nach festen Regeln arbeitet und klare Vorgaben möchte, sollte sich klassische Unternehmen aussuchen. Wer Flexibilität und Selbstbestimmung braucht, ist bei Startups oder US-Firmen wahrscheinlich gut aufgehoben. Also: Brauchst du eine lange Leine oder präzise tägliche Check-Listen?

Bei Führungskräften ist genauso wichtig aufzuzeigen, was für eine Kultur sie für ihr Team schaffen wollen und ob das zum Unternehmen passt. Wer mit Hybrid Work, vielen Videokonferenzen mit verteilten Teams und freier Zeiteinteilung arbeiten möchte, hat bei einem Unternehmen mit Anwesenheitspflicht im Büro und festen Arbeitszeiten nichts verloren. In der IT-Branche gibt es unter den Firmen viele Variationen, die man sich vor der Bewerbung genau ansehen sollte.

  • IT-Zertifikate sind gut, People Skills sind besser

Spätestens ab dem Management-Level wird in allen IT-Firmen das entsprechende technische Know-how vorausgesetzt. Ob man ein Zertifikat für IT-Security mitbringt oder IT-Netzwerke ist egal. Den Unterschied macht heute, wie man sein Team führt und motiviert. Einen autoritären Führungsstil mit strengen Hierarchien wollen sich die meisten IT-Unternehmen nicht mehr leisten. Bei vielen von ihnen stehen dagegen Konzepte wie "Servant Leadership" im Zentrum.

Auch bei diesem Thema sollten die Kandidaten daher beim Gespräch das Ruder in die Hand nehmen, statt auf Fragen zu warten. Also proaktiv ansprechen: Wer bin ich als Mensch? Wie ist mein Führungsstil? Was will ich mit meinem Team erreichen? Hier können konkrete Best oder Worst Cases aus der Vergangenheit hilfreich sein.

Nicht nur über Erfolge berichten

Es sollte nicht nur klar werden, was jemand bei erfolgreichen Projekten eingebracht hat, sondern auch, wie er mit schwierigen Situationen umgeht, ob im Berufs- oder Privatleben. Dies kann von interessanten Auslandsaufenthalten bis zu persönlichen Schicksalsschlägen reichen. Und vor allem: Wie habe ich bisher meinen Mitarbeitern in schweren Situationen geholfen: Firmen wie Cisco bieten zum Beispiel umfangreiche Hilfsangebote für alle Mitarbeiter - unter anderem "Emergency Time Off", wenn es einen privaten Notfall gibt. Wenn das die Unternehmenskultur ist, dann müssen auch neue Führungskräfte die Haltung "Be in service of your employee" unterstützen. Welche Kultur passend ist, muss aber jeder selbst entscheiden.

  • Beweise deine Kommunikationsfähigkeit

Ein wichtiger Bestandteil des Führungsstils ist neben Empathie auch die Art der Kommunikation, insbesondere die Wortwahl. Im IT-Umfeld muss man viel Flexibilität mitbringen. Daher ist es wichtig, die Mitarbeiter stetig zu motivieren, zu loben und Visionen zuzulassen. Das zu verpacken ist zentrale Aufgabe einer IT-Führungskraft und erfordert gut ausgebildete Kommunikationsfähigkeiten.

Gleichzeitig ist der tägliche Ton entscheidend: Von oben steuern oder erst einmal zuhören und auf andere zugehen, macht einen enormen Unterschied. Mitarbeiter einzubinden und eigene Ideen umsetzen lassen, erfordert viel Empathie und Kommunikationsstärke vom Chef. Hier ist es im Bewerbungsgespräch hilfreich, Fälle aus der eigenen Vergangenheit und den Umgang damit zu beschreiben.

  • Sei authentisch und ehrlich

Es ist immer noch wichtig, sich vorab über die Projekte, Ziele und Kultur des Unternehmens zu informieren. Doch dies wird bei Führungspositionen als selbstverständlich vorausgesetzt und ist nicht Gesprächsgegenstand. Entscheidend ist, dazu authentisch und ehrlich Stellung zu beziehen. Man sollte nicht versuchen, den Gesprächspartnern nach dem Mund zu reden, Fantasiegeschichten zu erzählen oder Probleme zu beschönigen. Das fällt sofort und vor allem negativ auf. Man sollte das Gespräch als Bühne nutzen, aber nicht zur Show werden lassen.

Die Körpersprache verrät dabei nicht nur Märchen, sondern auch, wenn Fragen unangenehm werden. Falls Themen oder Beispiele dann doch zu privat werden, ist es völlig legitim dies dann auch zu benennen. Alternativ bieten sich Gegenfragen oder die Bitte um Umformulierung an, um das Gespräch auf elegante Weise am Laufen zu halten. Der Umgang mit unangenehmen Fragen ist dabei für Personalverantwortliche oft aufschlussreicher als die Antwort selbst.