Europäer bauen Superrechner

18.04.2007
15 europäische Staaten wollen gemeinsam einen vernetzten Hochleistungsrechner für Forschung und Wissenschaft aufbauen. Damit will die Alte Welt in Sachen High Performance Computing (HPC) zu den USA und Japan aufschließen.

"Europa bündelt seine Kompetenzen auf dem Gebiet des Höchstleistungsrechnens", begrüßte Bundesforschungsministerin Annette Schavan die jüngste europäische Super-Computing-Initiative. Im Rahmen der Partnership for Advanced Computing (Pace) haben sich 15 europäische Staaten in einem Memorandum of Understanding darauf verständigt, einen gemeinsamen Supercomputer aufzubauen. Ziel ist, europäischen Forschungseinrichtungen einen besseren Zugang zu Hochleistungsrechnern zu verschaffen. "Das wissenschaftliche rechnen mit Supercomputern bekommt damit eine europäische Dimension", gibt sich die Ministerin zuversichtlich.

Das Pace-Konsortium, dem neben Deutschland auch Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien,Irland, Italien, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweiz, Spanien und die Türkei angehören, will im Rahmen eines Supercomputerzentrums verschiedene Hochleistungsrechner in den einzelnen Staaten miteinander vernetzen. Konsortialführer soll das deutsche Gauss-Zentrum für Supercomputing sein (siehe auch: Gauss: Größtes Rechenzentrum in Europa). Die Einrichtung bündelt die drei Hochleistungsrechner in Jülich, Stuttgart und Garching und stellt der Forschung aktuell eine Rechenleistung von 90 Teraflops (Flops: Floating point operations per second) zur Verfügung. Damit liegt man allerdings deutlich unter der Leistung des derzeit schnellsten Hochleistungssystems, Blue Gene/L von IBM, das etwa drei Mal so schnell arbeitet.

Im Rahmen von Pace sollen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien zusätzlich vier Superrechner mit einer Leistung im Petaflops-Bereich entstehen. Weitere Hochleistungscomputer in den anderen Staaten sollen ebenfalls in das Rechnernetz eingebunden werden. Die Kosten für das Projekt werden auf etwa 500 Millionen Euro geschätzt. Der Betrag soll von den beteiligten Staaten wie auch aus EU-Mitteln gedeckt werden.

"Wissenschaft und Wirtschaft brauchen rechenleistung auf höchstem Niveau", betonte Achim Bachem, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich, die Bedeutung des Vorhabens. Mittlerweile seien Supercomputer zum unverzichtbaren Werkzeug geworden. Große Erkenntnissprünge seien nur noch Hilfe von aufwändigen Simulationen zu schaffen. Der Forscher warnte davor, den Anschluss zu verlieren. So planten Einrichtungen in den USA und Japan, in den kommenden Jahren ebenfalls vergleichbare Hochleistungssysteme aufzubauen.

Die Bundesregierung hatte sich zuletzt die Förderung der nationalen ITK-Branche dick auf die eigenen Fahnen geschrieben (siehe auch: Bundesregierung fördert die ITK-Branche). Beispielsweise hatte Schavan auf der diesjährigen CeBIT in Hannover das Programm "IKT 2020" vorgestellt. Demnach will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis zum Jahr 2011 rund 1,5 Milliarden Euro an Projektfördermitteln zur Verfügung stellen. Pro Jahr sollen 300 Millionen Euro ausgeschüttet werden. Etwa gleich viel Geld soll in die institutionelle Förderung fließen, also an Forschungsinstitute.

Investitionen sind nach Einschätzung von Experten auch bitter nötig. So warnt beispielsweise August-Wilhem Scheer davor, dass Deutschland immer mehr ins informationstechnische Abseits zu rutschen drohe (siehe auch: Kommentar: Deutschland ist bei der IT nicht auf der Augenhöhe mit anderen Ländern). (ba)