Das IT-Research und Beratungshaus Experton Group hat im Lauf der Jahre viele Unternehmen bei der Planung und Umsetzung ihrer Plattformentscheidungen begleitet. Aus diesen Erfahrungen hat es sechs zentrale Kriterien für Unternehmen abgeleitet, die vor der Entscheidung stehen, ob sie Open Source oder kommerzielle Software einführen.
Welche Umgebung verspricht Innovationen?
Open-Source-Software (OSS) steht bei Kritikern im Verdacht, vorhandene Lösungen zu kopieren. Doch das Open-Source-Ökosystem aus Entwicklern, Startups und Integratoren hat in verschiedenen Anwendungsbereichen nachhaltige und kosteneffiziente Innovationen hervorgebracht. Gute Beispiele dafür sind die Datenbank MySQL und das Content-Management-System (CMS) Typo3. Anwender dieser Programme profitieren von einer Fülle zusätzlicher, untereinander kompatibler Tools und Services.
Die internen IT-Mitarbeiter und Entwickler, die sich mit quelloffener Software beschäftigen und in der OSS-Community engagieren, eignen sich darüber hinaus wertvolles Fachwissen an, das dem Unternehmen zugutekommt. Die Vielfalt der OSS-Techniken mit meist standardisierten Schnittstellen bietet speziell Betrieben mit individuellen Anforderungen interessante Lösungsmöglichkeiten, die Anbieter von Closed-Source-Software (CSS) meist nur schwer oder mit erheblichem Aufwand umsetzen.
Speziell im Umfeld Web-basierender Collaboration- und Kommunikationslösungen bietet die Open-Source-Szene viele interessante Lösungen, deren Zukunft durch eine große Entwickler-Community gewährleistet ist. So lassen sich OSS-Wikis, Blogs, Shop- oder Content-Management-Systeme mittlerweile unproblematisch implementieren und weiterentwickeln.
- Open Source wird kommerzieller
Schon in der Vergangenheit haben immer mehr Unternehmen versucht, mit quelloffener Software Geld zu machen. Die Idee dahinter ist simpel: Man stellt die Software kostenlos zur Verfügung und lässt sich für den Support bezahlen. Diese Entwicklung werde sich zwar fortsetzen, so Urlocker. Doch <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/c/CIO.html">CIOs</a> und CTOs gingen das Thema pragmatisch an. Sie bezahlten nicht einfach für den Support, nur weil Anbieter dies verlangten. Für sie zähle der Mehrwert, den Open-Source-Tools für ihr Unternehmen bringen können. Dienstleister seien deshalb gefordert, neue Ideen zu entwickeln, was direkt zum nächsten Trend führt. - Mehr Experimente mit Geschäftsmodellen
Während <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/r/Red-Hat.html">Red Hat</a> mit seinem auf Unternehmen zugeschnitten Subskriptionsmodell erfolgreich agiert, gibt es in der Open-Source-Szene eine große Vielfalt weiterer Geschäftsmodelle. Anbieter wie Alfresco, Pentaho, <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/s/SugarCRM.html">SugarCRM</a> oder <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/open_source/1860994/">MySQL</a> haben jeweils eigene Strategien entwickelt. MySQL beispielsweise offeriert den Core Server als reines Open-Source-System, zusätzliche Funktionen sind hingegen nur über eine Abomodell nutzbar. Andere Player, darunter Pentaho oder SugarCRM, statten ihre Enteprise-Produken auch mit Closed-Source-Features aus. Im laufenden Jahr werden die Open-Source-Spezialisten verstärkt mit neuen Geschäftsmodellen experimentieren, um herauszufinden, wie sie Benutzer in zahlende Kunden verwandeln können. - Open Source wird Mainstream
Den bedeutendsten Trend für das Jahr 2009 sieht Urlocker darin, dass sich Open-Source-Software immer mehr zum normalen Bestandteil der grundlegenden IT-Strukturen von Unternehmen entwickelt (siehe auch: <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/open_source/1849336/">Die Zukunft von Open Source</a>). Dies gelte vor allem für Betriebssysteme (<a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/l/Linux.html">Linux</a> und Co.), Middleware und Datenbanken. Kaum ein Startup-Unternehmen verwende heute noch proprietäre Software. Und immer mehr Firmen sähen in Open-Source-Software einen Weg, <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/i/IT-Kosten.html">IT-Kosten</a> zu kontrollieren. Warum nicht auf Open Source setzen, wenn Google, Alcatel, Nokia oder Associated Press damit zufrieden sind? Gerade in Krisenzeiten ergebe es Sinn, Open-Source-Alternativen ernsthaft zu prüfen.