Gut ein Viertel aller Unternehmen in Deutschland nutzt mittlerweile Cloud Computing. Und beinahe 60 Prozent der IT-Verantwortlichen haben positive Erfahrungen mit Private-Cloud-Lösungen gemacht. Als durchwachsen bezeichnen ein Viertel der Unternehmen ihre Erfahrungen, wirklich negative Erfahrungen gibt es jedoch kaum. Das zeigt der "Cloud-Monitor 2012", für den KPMG in Zusammenarbeit mit dem IT-Branchenverband Bitkom mehr als 400 IT-Verantwortliche befragt hat.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrungswerte werden viele Unternehmen ihre Private-Cloud-Strukturen ausbauen. Betrachtet man die Investitionspläne und die Einschätzung der Cloud-Budgets für die kommenden zwei Jahre, kann mit deutlichen Zuwächsen gerechnet werden - insbesondere für Private-Cloud-Implementierungen. 21 Prozent der Befragten haben hier konkrete Investitionspläne.
Im Durchschnitt investieren Unternehmen heute bereits 19 Prozent des IT-Budgets in Private-Cloud-Lösungen. Dieser Anteil wird sich in den nächsten zwei Jahren auf 34 Prozent erhöhen. Dabei steht neben "Software as a Service" verstärkt auch "Infrastructure as a Service" auf der Investitionsagenda.
Im Jahr 2013 sieht ein Drittel der Unternehmen den IT-Budgetanteil ihrer Private-Cloud-Aufwendungen zwischen 26 und 50 Prozent. Weitere 17 Prozent der Befragten prognostizieren gar einen Budgetanteil von mehr als 50 Prozent.
- Wahrscheinlich nicht!
Denn nach Schätzung von Forrester Research sind höchstens fünf Prozent der IT-Abteilungen wirklich in der Lage, Private-Cloud-Services anzubieten. Wie der Analyst James Straten in einem aktuellen Forrester-Report sagt, ist der IT-Betrieb "Cloud-ready", wenn er folgende Bedingungen erfüllt: - Punkt 1:
Es gibt standardisierte Prozesse für Auslieferung, Konfiguration und Verwaltung von virtuellen Maschinen. - Punkt 2:
Deployment und Management der virtuellen Maschinen laufen automatisiert und Tool-gestützt ab. - Punkt 3:
Die Endanwender können über Self-Services real auf die angebotenen Dienste zugreifen. - Punkt 4:
Alle Geschäftseinheiten sind bereit, dieselbe Infrastruktur zu nutzen. - Bevor sie in Richtung Private Cloud ziehen können, ...
müssen die IT-Abteilungen noch effizienter in Sachen Server-Virtualisierung werden. Die meisten von ihnen verfügen eben nicht über konsistente Abläufe, mit denen sich Inbetriebnahme, Nutzung und Eigentumsverhältnisse von virtuellen Maschinen im Auge behalten lassen. So kommt es dann zu "Virtual Machine Sprawl" - oder auf Deutsch ausgedrückt: Es wächst ein schwer durchschaubarer Dschungel von virtuellen Maschinen. Damit rückt der ökonomische Nutzen der Private Cloud in weite Ferne, so Forrester. - Darüber hinaus müssten die IT-Abteilungen lernen, ...
einen ganzen Pool von virtualisierten Servern zu managen. Bislang sind die meisten lediglich auf einzelne virtuelle Maschinen oder Workloads ausgerichtet, so der Forrester-Report. - Ist das Virtualisierungshaus erst mal errichtet, ...
... können die Unternehmen die Private Cloud ins Visier nehmen. Forrester empfiehlt hier die folgenden Schritte: - Schritt 1:
Fangen Sie mit nicht-kritischen Workloads an und beweisen Sie, dass es funktioniert. - Schritt 2:
Sobald eine Geschäftseinheit gewillt ist, in Cloud Computing zu investieren, errichten Sie dafür eine brandneue Umgebung. - Schritt 3:
Verschaffen Sie sich die Unterstützung des Topmanagements, am besten einen ausdrücklichen Auftrag, wonach die Business Units einen gemeinsamen Pool virtueller Resourcen nutzen müssen. - Schritt 4:
Weisen Sie die Vorteile nach - dramatisch schnellere Inbetriebnahme und deutlich geringere Kosten. - Schritt 5:
Integrieren Sie Public Clouds als Ergänzung zur internen Cloud.
Vor allem Großunternehmen setzen auf Cloud Computing
Die Cloud-Umsetzung und die künftigen Investitionen hängen dabei stark von der Unternehmensgröße ab. Derzeit sind vor allem Großunternehmen mit über 2000 Mitarbeitern an Cloud-Lösungen interessiert. Fast 60 Prozent der IT-Verantwortlichen aus diesen Unternehmen sehen sich als aufgeschlossen, und nur 23 Prozent bewerten die Cloud kritisch oder lehnen sie ab.
Dagegen äußert sich die Hälfte aller IT-Leiter aus mittelständischen Unternehmen skeptisch über die Cloud. Und lediglich 25 Prozent sind offen für solche Lösungen.
Diese Einstellung spiegelt sich in der Praxis wider. Fast die Hälfte der großen Unternehmen nutzen mittlerweile Private-Cloud-Lösungen. In Unternehmen mit 500 bis 1999 Mitarbeitern sind es immerhin noch rund 40 Prozent. Von den kleineren Unternehmen nutzt nur jedes vierte eine Private Cloud.
Bei der Art der Private-Cloud-Dienste konzentriert sich die Nachfrage derzeit vor allem auf Software- und Infrastrukturleistungen. 66 Prozent der an Private-Cloud-Services interessierten Unternehmen nutzen, planen oder diskutieren Cloud-basierte Softwarelösungen (SaaS). 25 Prozent dieser Unternehmen setzen bereits SaaS-Lösungen ein.
Auf Cloud-basierte Infrastrukturlösungen (IaaS) setzten derzeit 54 Prozent der an Private Cloud interessierten Unternehmen. 19 Prozent dieser Unternehmen haben bereits IaaS-Lösungen im Einsatz, weitere 14 Prozent haben konkrete Einsatzpläne.
Public Cloud noch nicht gefragt
In Bezug auf Public Cloud Computing sind die Unternehmen dagegen noch äußerst zurückhaltend: Für fast 90 Prozent sind Public Clouds derzeit kein Thema. Nur sechs Prozent der Unternehmen nutzen schon eine Public Cloud, weitere sieben Prozent planen oder diskutieren ihren Einsatz.
Teaserbild: tiero - Fotolia.com
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.de. (mhr)